Ich gehöre einer Generation an, die in Frieden und Wohlstand aufgewachsen ist. Der Zweite Weltkrieg und die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten war durch die Erzählungen von Eltern und Großeltern noch stark präsent, aber über all dem schwebte der Wunsch nach dem "NIE WIEDER". Die europäischen Staaten, einst verfeindet, wuchsen wirtschaftlich und politisch zusammen und man war sich einig, dass Konflikte nie wieder mit Waffen, sondern durch Gespräche und Diplomatie beigelegt werden. Im Innern fühlten wir uns sicher durch eine starke Demokratie, durch eine Verfassung, deren Gründerväter ihre Lehren aus früheren Fehlern gezogen hatten.
Doch dies alles scheint gerade auseinanderzubrechen. Im Innern driftet die Gesellschaft aufgrund der Coronakrise auseinander, demokratische Grundprinzipien wie die Pressefreiheit werden angegriffen, das Vertrauen in die Demokratie schwindet in vielen Teilen der Gesellschaft.
Und nun folgt der Angriff von außen, ein Angriff nicht nur auf einen souveränen Staat, sondern auf unsere europäischen Werte, auf unsere Sicherheit.
Und über all dem schwebt die Klimakrise, die, wenn deren Lösung nicht sofort und kompromisslos angegangen wird, zu weiteren weltweiten Konflikten und Fluchtbewegungen führen wird.
Wäre all dies vor ein paar Jahren Gegenstand von Hollywood-Filmen gewesen, so hätte mich gemütlich auf's Sofa verkrümelt in der starken Gewissheit, dass das ja alles nur eine völlig überzogene Katastrophenfilm-Fiktion ist.
Doch die Realität hat die Fiktion überholt.