Die ganze Debatte um den Karfreitag erscheint mir reichlich überzogen. Was ist passiert? Jemand klagt, weil am Karfreitag bisher nur Angehörige der Evangelischen Kirche und Altkatholiken frei hatten. Aufgrund des EuGH-Urteils musste die Regierung handeln, wobei die ursprüngliche Lösung - ein halber Feiertag für alle - sinnvollerweise gleich wieder entsorgt wurde.
Nun ist der Karfreitag also ein normaler Werktag für alle Arbeitnehmer/-innen. Festzuhalten ist, dass ein Privileg, das bisher nur einem kleinen Kreis der Bevölkerung zugute kam, gestrichen wurde. Was ist so schlecht daran, dass nun alle gleich behandelt werden? Immerhin haben auch alle anderen Glaubensgemeinschaften keinen eigenen Feiertag.
Wenn man sich anschaut, wie viele Gläubige, ob Katholiken oder Evangelische, sonn- und feiertags den Gottesdienst besuchen, liegt der Verdacht nahe, dass der Karfreitag schon bisher eher zum Einkaufen oder andere "weltliche" Zwecke verwendet wurde. Es möge jeder mit seinem freien Tag tun, was er will. Wer zukünftig den Gottesdienst besuchen möchte, wird eine Möglichkeit finden, Stichwort "persönlicher Feiertag".
Dieser Ausdruck gehört übrigens auf die Liste der (Un-)wörter des Jahres.
Ich habe außerdem den Eindruck, der Regierung kommt diese Diskussion über ein völlig nebensächliches Thema sehr recht, lenkt sie doch von unangenehmeren Fragen ab, wie etwa folgende: Warum wurde die kalte Progression immer noch nicht abgeschafft, obwohl in jedem Wahlkampf versprochen? Warum funktioniert die Integration von Immigranten nicht?
Warum produziert unser Schulsystem trotz der hohen Kosten nur Mittelmaß?
Wie erhalten wir uns und unseren Nachkommen eine lebenswerte Umwelt? Das sollte uns Bürger/-innen, Steuerzahler/-innen und Wähler/-innen interessieren, nicht, ob wir am Karfreitag arbeiten, beten oder einkaufen gehen.