Leserbrief

Die Tür zum Frieden geht nach innen auf

Wenn eine Tür nach innen aufgeht, muss ich, dass ich sie öffnen kann, einen Schritt zurücktreten. Ich, die Person, muss einen Schritt zurücktreten. Ich, mit meinen Gedanken,Vorstellungen, Wünschen, Bedürfnissen, muss zurücktreten. Damit die Tür sich öffnet - und dann? Ach ja, es ist ja die Tür zum Frieden. Frieden - was bedeutet das? Ruhe, Stille, Liebe, Verbindung, Kommunikation, das Verbindende über das Trennende zu stellen - das sind Assoziationen zum Wort Frieden. Wenn ich also die Tür nach innen öffne, einen Schritt zurücktrete, dann kommt er, der Frieden?
Ich zögere, es scheint so, dass ich etwas hergeben muss, für diesen Frieden. Meine eigenen Wünsche und Vorstellungen stehen nun nicht an erster Stelle. Wenn ich den Frieden hereinlasse, steht der Zustand des Friedens an erster Stelle. Und dann?
Dann kann sich in diesem Frieden alles entfalten. Ein gemeinsames Wir, ein Miteinander. Dieser Friedenszustand, in dem und aus dem heraus wir dann leben, ist offen, weit, liebevoll. Nicht blauäugig, naiv, zu alles und allem Ja sagend, ohne Grenzen und Struktur. Zum Wohle aller in Verbindung zu sein, im Gespräch, in Kommunikation, aufeinander zugehen, um Kompromisse zu finden - das beinhaltet der Zustand von Friede.
Der Zustand des Friedens ist ein guter Ausgangspunkt, ein Seinszustand, ich selbst kann ihn nicht "machen". Ich kann mich dafür entscheiden, in jedem Augenblick. Will ich Krieg oder Frieden? Wähle ich verbindende Gedanken und Worte oder trennende? Diese Entscheidungen zeigen sich nicht nur im Großen der Weltbühne, sondern auch im täglichen Miteinander. Sage ich scheinbar freundlich "Hallo", bin jedoch mit dieser Person im Ärger, grundsätzlich im Stress oder in der Eile, dann wird der Ärger beim anderen ankommen. Jeder Mensch fühlt, wie es das Gegenüber mit ihm meint.
Der Ärger, der Stress haben jedoch selten tatsächlich etwas mit der anderen Person zu tun. Unsere eigenen Gedanken, Pläne, Vorstellungen und To-do-Listen verdrängen die Präsenz im gegenwärtigen Moment. Die Tür zum Frieden geht nach innen auf!
Es liegt an uns, jedem Einzelnen, zurückzutreten, die Tür zu öffnen und zu staunen, was dieser Zustand als Basis des Miteinanders ermöglicht! Weihnachten, als Geburtstagsfest des Mannes, der uns beispielhaft gezeigt hat, wie es möglich ist, aus der Grundhaltung des Friedens heraus zu leben, ist eine gute Gelegenheit, sich zu erinnern: Die Tür zum Frieden geht nach innen auf!

Elli Koch, 5303 Thalgau

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