Leserbrief

Eigenverantwortung setzt Wissen voraus

Ich habe großes Verständnis für die Betroffenheit, die der tragische Unfall am 28. 7. 2014 auf der Pinnisalm ausgelöst hat. Aber warum erst jetzt? Weil es um viel Geld geht oder der unabhängige Richterspruch gewissen Interessensgruppen nicht "passt"?

Wir leben in einer Demokratie und einem Rechtsstaat, der auch die Meinungsfreiheit schützt. Wer sich zu einen Thema öffentlich äußert, sollte in der Sache informiert sein und sachlich bleiben. Ich kenne die ausführliche Begründung des Urteils und billige mir als Fachtierarzt für Tierhaltung und Tierschutz auch entsprechenden Sachverstand zu. Einen "Kommentar" zu dem Urteil möchte ich mir aus Respekt vor den Institutionen unserer Verfassung und den handelnden/betroffenen Personen aber verkneifen.

Neben einiger Polemik und gewagten Analysen scheint der Ruf nach "mehr Eigenverantwortung" mehrheitsfähig. Diese Forderung ist aber nicht reflexartig an die jeweils "anderen" Beteiligten einer Angelegenheit zu richten. Sie gilt für alle und zwar in Form bestmöglicher Sachkunde. Die Fehleinschätzung der konkreten Gefahrensituation dürfte bei nahezu allen Unfällen eine wesentliche Rolle spielen und kann im Gegensatz zur "höheren Gewalt" durch entsprechendes Wissen vermieden werden.

Die Sachkunde von Hundehaltern trägt erwiesen dazu bei, Unfälle mit oder durch Hunde zu verringern. Man kann auch Touristen mit Hunden gezielt über richtiges Verhalten auf Wanderwegen informieren (Broschüre "Fit fürs Tier-Rendezvous" vom Verein "Tierschutz macht Schule"). Die Bauern sollten über ihre Fortbildungsinstitute in Weidemanagement, Weidesicherheit und Haftungsfragen geschult werden. Mehr Eigenverantwortung ist nur durch professionelleres Handeln aller Beteiligten zu erreichen. Das ist zwar mühsam, aber es lohnt sich.


Dr Erik Schmid, Fachtierarzt für Tierhaltung und Tierschutz, 6840 Götzis

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