Leserbrief

Falscher Vergleich


Wenn sich die österreichische Bundesregierung hinstellt und mit dem Finger auf die am stärkst betroffenen Länder wie z.B. Italien und Spanien zeigt, ihre eigene Arbeit lobt, dass man sehr schnell und gut reagiert bzw. agiert hat, so mag das einleuchtend klingen. Vergleicht man Österreich mit demokratischen Ländern wie Taiwan oder Süd-Korea, so sieht der Vergleich ganz anders aus. Taiwan mit seinen 24 Millionen Einwohnern und nur 150 km von China entfernt hat bisher lediglich 363 Infizierte und 5 Tote zu beklagen und das ohne die Wirtschaft herunter zu fahren und alle seine Einwohner in Quarantäne zu stecken. (Info laut ORF Weltjournal am 08.04.2020 22:30) Zieht man den Vergleich mit dieser Demokratie so sieht das Ergebnis für Österreich eher desaströs aus. Das bei einem solchen unerwarteten Ereignis, manche Entscheidungen nicht faktenbasiert und analytisch getroffen werden, ist leider so. Fatal wird es, wenn man sich die Fehler nicht eingesteht und mit Eigenlob um sich wirft. Es ist weder mutig noch klug sich aus dem Bundeskanzleramt an die Bevölkerung zu wenden und all jenen, die sich nicht sofort und exakt an die (teilweise missverständlichen und teilweise vermutlich rechtswidrigen) neuen Regeln halten, mit der Polizei und hohen Strafen droht. Falsche Entscheidungen zu treffen ist in so einer Situation nichts Verwerfliches. Die gemachten Fehler zu leugnen bzw. versuchen zu verbergen oder mit noch schlechteren Beispielen zu rechtfertigen, wird ein Lernen aus dieser Situation verhindern. Eine österreichische Bundesregierung sollte sich da agiler verhalten! Man sollte hier mutig und klug agieren. Mit einem offenen Fehlermanagement kann man erreichen, dass wir alle daraus lernen um es in Zukunft (noch) besser zu machen.


Johann Aufleger, 5400 Hallein

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