Mit einer Reaktionszeit von mehreren Jahren reagieren die Verantwortlichen auf den Übertourismus im hinteren Gasteiner Tal und machen den Wanderweg auf das Nassfeld für die Radfahrer dicht. Der größte Respekt gilt jenem Nationalpark-Ranger, der sich den Unbelehrbaren bei der Fahrverbotstafel auf Höhe der Asten Almen mutig entgegenstellt und sich dabei allerhand anhören muss.
Dass die Politik (SN vom 26. 8. 2025) nun von einer bisherigen "Duldung" des Fahrradverkehrs spricht, ist ein gängiger Euphemismus, den Volksvertreter gern verwenden, nachdem sie ein wachsendes Problem jahrelang angestrengt ignoriert haben. Man kennt das ja. In der Zwischenzeit ist das Nassfeld von einem Natur- und Erholungsraum zu einem Outdoor-Übungsgerät verkommen.
Auch der Begriff "Nationalpark" ist ein Euphemismus, seitdem sich immer mehr Radfahrer bis auf die Hagener Hütte und damit auf den Alpenhauptkamm (sic) vorwagen. Dass es früher oder später zu tragischen Zwischenfällen kommt, ist im Tal bekannt, seitdem es im Vorjahr auf der Schloßalm in Bad Hofgastein zu einer tödlichen Kuh-Attacke auf eine Wanderin kam (SN vom 27. 6. 2024).
Auch der Vorschlag der Naturfreunde, alle Forststraßen für Radfahrer zu öffnen (SN, vom 27. 8. 2025) geht zielgenau am Thema vorbei. Schon jetzt weicht der (einheimische) Wanderer auf Tagesrandzeiten und abgelegene, nicht mehr betreute Wandersteige aus, was den Lebensraum für das Wild noch weiter beschränkt. Zudem wird die Jägerschaft nicht sehr erfreut sein, wenn sie vor der Morgendämmerung statt des Wildes zunehmend Wanderer vor die Flinte bekommt. Zudem werden sich die Rettungseinsätze in unwegsamem Gebiet sowohl finanziell als auch in steigenden Einsatzstunden zu Buche schlagen.
Ja, es ist alles sehr kompliziert. Es wird schwierig sein, den nun endlich (!) geahndeten Verstoß gegen das Fahrverbot im Wald durchzusetzen. Denn auch die Radfahrer weichen auf die Tagesrandzeiten aus, was in der Dämmerung erst recht zu erhöhter Unfallgefahr mit den Wanderern führt. Außerdem hat sich in den sozialen Medien schon längst herumgesprochen, wo die Fahrverbotstafel für Radfahrer definitiv nur zur Dekoration dient. Und das Internet vergisst bekanntlich nicht.
Abschließend noch ein Insider-Hinweis für die Politik, die offenkundig momentan die wachsende Unsitte Wildcampen im Tal "duldet" - auch hier steigen die Fallzahlen von Jahr zu Jahr an. Null Deckungsbeitrag für den Tourismus, dafür Müll und Kot an den schönsten Plätzen im Tal - man fragt sich nur, welche touristische Strategie dahinter steckt. Aber ja doch - es handelt sich um "Duldung".