Leserbrief

Gebt den Busfahrern endlich mehr Geld und zollt ihnen Respekt

Es ist derzeit ziemlich schäbig von der Salzburg AG, den Obusfahrermangel auf das Eisenbahnergesetz zu schieben, das strengere Anforderungen an die Obusfahrer stellt, als dies bei normalen Berufskraftfahrern der Fall ist.

Vor 30 Jahren musste ein Salzburger Obusfahrer noch männlich, weiß und ein österreichischer Staatsbürger mit tadellosem Leumund sein. In der unmittelbaren Nähe der Landeshauptstadt hatte der Bewerber auch zu wohnen. Es war seinerzeit ein Privileg, Obus zu fahren, und die Salzburger Stadtwerke konnten sich die besten aussuchen. Kündigungen waren ein Fremdwort, man ging mit dem Obus in Pension. Überstunden hatte ein Fahrer damals so gut wie keine, das Personalmanagement funktionierte.

Nach drei Jahrzehnten schieben die Fahrer zusammen wohl an die 100.000 Überstunden vor sich her und sind sichtlich ausgebrannt. Kündigungen übersteigen die Neuaufnahmen. Obusfahrer kann immer noch nicht jeder werden, das Eisenbahnergesetz sorgt hier für eine Selektion. Das zurecht. Ein Obusfahrer chauffiert täglich mehr Fahrgäste durch die Stadt, als ein Pilot Passagiere durch die Lüfte fliegt und auch dort wird nicht jeder genommen, oder? Im Personentransport ist es wichtig, dass nur den fähigsten Menschen das Leben anderer anvertraut wird.

Bei Albus und Postbus ist das natürlich nicht anders, lediglich die gesetzlichen Bedingungen lassen hier andere Qualifikationen gelten und die Ausbildung ist ohne Oberleitung sicherlich leichter. Deswegen sind diese Fahrer nicht schlechter oder weniger wert, wie man aus den Stellungnahmen der Salzburg AG vermuten könnte. Alle leisten hervorragende Arbeit, die einen halt unter der Leitung, die anderen ohne. Einzig der Arbeitgeber scheint im Bereich Obus gänzlich versagt zu haben.

Die Politik sollte sich endlich bewusst werden, dass der öffentliche Verkehr von den Fahrern und Fahrerinnen getragen wird und nicht von den Managern und Supergescheiten in den Führungsetagen, die sich durch Personaleinsparmaßnahmen die Taschen mit Bonuszahlungen vollstopfen können. Irgendwelche neuen Linien ins Leben zu rufen mag politisch aktuell sein, doch ohne Personal geht da gar nichts. Gebt den Fahrern endlich mehr Geld und zollt ihnen Respekt, dann wird sich die Misere alsbald lösen lassen. Am Gaisberg wird eine Taktverdichtung bejubelt und manche lassen sich dafür gar feiern, doch es wird dabei vergessen, dass dann mehr Fahrer im Einsatz sein müssen, die auf ihre Freizeit zum Wohle des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs zu verzichten haben.

Dipl.-Kfm. Sebastian Krackowizer, D-82447 Spatzenhausen

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