Sehr geehrter Herr Auinger, als langjährige (schon Jahre vor Einführung des Klimatickets) Nutzerin des öffentlichen Verkehrs möchte ich Ihnen meine Gedanken zum Thema Gratis-Nutzung mitteilen.
Gratis-Öffi um den Rupertitag und im Advent: Ja, gern - schon um die Alkoholisierten von der Straße wegzubringen! Gratis-Öffi in den Sommerferien: Nein, nein und nochmals nein! Warum nicht?
1. Die Infrastruktur hinkt jetzt schon auf manchen Strecken der Nachfrage hinterher und sorgt für heillos überfüllte Öffis, z. B. viele Linien im Pendler-Frühverkehr, Salzburg-Bad Ischl: von Mai bis Oktober täglich; Salzburg-Bad Gastein: von Freitag bis Sonntag, Linie S3 sowie diverse: an den Benzinfrei-Tagen überfüllt.
2. Es gibt schon jetzt unzählige günstige Öffi-Tickets: Das Klimaticket um 1 Euro pro Tag (Senioren, U26, Menschen mit Behinderung 0,75 Euro) - Kinder und Fahrräder inkludiert - ist so günstig, dass es aus finanzieller Sicht keine weiteren Anreize zu einem Öffi-Umstieg braucht. Bezieher von Sozialunterstützung (Aktiv-Karte Plus) erhalten das Klimaticket sogar um 50 Euro. Die Super-s'Cool-Card für Schüler/Lehrlinge kostet nur 96 Euro - gültig auch in den Sommerferien. Die Eintrittskarte zu vielen Veranstaltungen bzw. Skikarte berechtigt zur Gratis-Öffifahrt. Urlauber fahren mit der Gästekarte in ihrer Urlaubsregion gratis, auch in der Salzburg-Card ist der Öffiverkehr inkludiert. Die myRegio-Wochenkarte bietet Öffinutzung von 21 (1 Zone) bis 44 Euro (gesamtes Bundesland).
Fazit:
1. Zur dauerhaften Fahrgastgewinnung wären daher keine Gratisfahrten, sondern ein weiterer Ausbau der Öffis im Umland für Pendler und die dringende Wiedereinführung des 10-Minuten-Taktes in der Stadt Salzburg notwendig!
2. Zur Lenkung des Urlauberverkehrs müsste man Touristinfos und Beherbungsbetriebe stärker einbinden, um günstige Tickets (Gästekarte, Salzburg Card, myRegio, 24-Stundenkarte) zu bewerben und die Park-&-Ride-Plätze ausbauen.
3. Ein echter Bonus für Öffinutzer wäre natürlich die generelle Eindämmung des Individualverkehrs - hier würden sich unterschiedliche Lenkungsmaßnahmen (City-Maut, weniger und teurere Parkplätze) anbieten - somit wäre der öffentliche Verkehr wesentlich schneller unterwegs und würde an Attraktivität gewinnen.
Bitte zerstört das Klimaticket nicht, indem ihr die Nutzung der Öffis entweder durch permanente Überlastung (Negativbeispiel 9-Euro-Ticket Deutschland) oder Geschenke nach dem Gießkannenprinzip für Eigentümer des Klimatickets unattraktiv macht. Als Klimaticket-Besitzer vermeidet man jetzt schon Freizeitfahrten an den Benzinfrei-Tagen und sobald die Nachteile der Öffis wieder überwiegen, wird bei so manchem der "Rück"-Umstieg aufs Auto erfolgen.