Leserbrief

Griechische Flüchtlingslager

Zum Leserbrief "Solidarität hat eine traurige Grenze" (SN vom 9. 1.):

Und wieder drücken drei Schreiberinnen hinsichtlich der griechischen Zeltlager für Asylbewerber auf die Tränendrüsen, um für eine weitere "humanitäre Aufnahme" von Migranten einzutreten.

Selbstverständlich schreien die dortigen Zustände zum Himmel, wofür allerdings ausschließlich die griechische Regierung haftet. Für "Hilfe vor Ort" hat sie bereits annähernd vier Milliarden (!) Euro erhalten, die mehr als ausreichend wären, um dort menschenwürdige Situationen zu schaffen. Dort liegt die Verantwortung und die Pflicht zur Offenlegung und Rechtfertigung sowie zum Handeln. Reflexartig für eine Lückenbüßerfunktion Österreichs zu intervenieren ist fatal und vernunftbefreit.

Schon die alten Römer wussten Quidquid agis prudenter agas et respice finem: Was immer du auch tust, bedenke, wohin es führt.

Wem die Erinnerung an Verantwortungsethik (dem eigenen Volk gegenüber) nicht genügt oder zu banal erscheint, der sei an Lk 10,30 - 36 verwiesen, wo der barmherzige Samariter in Jesu Gleichnis das Raubopfer nicht sofort adoptiert und zum Generalerben einsetzt, sondern erste Hilfe leistet und für die Pflege des Zusammengeschlagenen aufkommt, bis dieser wieder für sich selbst sorgen kann (und will).

Das sollte übrigens auch Bischof Glettler wissen und bedenken, der ins gleiche gutmenschliche, aber unreflektierte Horn stößt.

Mag. Elisabeth Gruber, 2344 Maria Enzersdorf

Aufgerufen am 31.03.2023 um 02:01 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/griechische-fluechtlingslager-98291725

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