Zum Leserbrief "Ethikunterricht für alle" (SN vom 30.11.) von Herrn Prof. Mag. Norbert Schier: Sehr geehrter Herr Prof. Mag. Norbert Schier! In Ihrem Brief an Bildungsminister Faßmann, kann ich Ihrer, nach meinem Empfinden pessimistisch-verengten Sicht, auf den Wert und die Bedeutung von Religion/en für die jeweiligen Angehörigen und für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, nicht folgen. Religion an sich, spielt im persönlichen Leben der Menschen eine unterschiedlich große, aber nicht zu unterschätzende Rolle und beansprucht in der Öffentlichkeit einen gewissen Lebens-Frei-Raum. Viele Staaten haben den Katalog der allgemeinen Menschenrechte unterzeichnet und sich damit verpflichtet, das Grundrecht auf Religionsfreiheit zu schützen und dessen Gewährleistung bestmöglich zu unterstützen. Religion als reine "Privatsache" abzutun, und aus dem öffentlichen Leben zu eliminieren sehe ich als groben Eingriff in die Grund und Freiheitsrechte der Person. Die anerkannten Religionsgemeinschaften sind sich darin einig, dass ein qualitätsvoller, den Richtlinien moderner Religionspädagogik entsprechender Religionsunterricht und die Einübung in den Religions-Dialog, einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung und Aufrechterhaltung des sozialen Friedens darstellt und, dass mit den Argumenten der "Theologie/en des Friedens" aus den Kernaussagen der Religion/en, extemistisch-terrotistischen Verirrungen und der Gefahr des Missbrauches von Religion, am wirkungsvollsten entgegnet werden kann. Bei einem der prominentesten Würdenträger religiöser Bekenntnisgemeinschaften, dem Dalai Lama (Oberhaupt des tibetischen Buddhismus), den Sie mit dem Satz zitieren: "Ethik ist wichtiger als Religion", kommt öffentlich zutage, dass Religion keineswegs "nur" Privatsache ist. Für ihn wäre es keinesfalls stimmig, seine Religion und Berufung zu verleugnen und in selbstbezogenes "Schweigen" zu versinken. Mit großer Selbstverständlichkeit schöpft er aus dem Vollen der buddhistischen Lehre und aus der Fülle seiner Lebenserfahrung, um besonders seinen Zuhörern im Westen eine gut verständliche, "religions-neutrale" Weisung, um Lehre und Rat für ethisches Handeln und friedliches Miteinander, zu erteilen. Nach dem Wunsch des Dalai Lama , Zitat: "Das 21.Jh. möge ein Jh. des Dialoges sein" und Ihrem Anliegen im Brief an Herrn Faßmann, komme ich zu dem Schluss, dass es Sinn macht, im Fach "Religion", spezifische Religion, auch im Blick auf die Existenz anderer Bekenntnisse, verantwortungsvoll zu lehren, um religionszugehörigen Schülern zunächst ein Lernen, Erfahren und Verstehen der eigenen Tradition zu ermöglichen, und bestenfalls parallel dazu das Fach "Ethik", für alle Schüler im Regelunterricht anzubieten, um zur Unterstützung einer "globalen Handreichung", im Sinne einer allumfassenden ethischen Verpflichtung und im Sinne der Kernaussagen aller Religionen, beizutragen.