Leserbrief

Im Osten nichts Neues

Am Donnerstag ging eine Schockwelle durch die Welt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat früh morgens den Angriff auf die Ukraine angeordnet. Kurz darauf war die Kriegsmaschinerie im Rollen: Raketen, Flugzeuge, Panzer, Kriegsschiffe, Bodentruppen. Am meisten hat mich persönlich ein Bild getroffen. Es zeigte einen jungen ukrainischen Soldaten, der von seiner Freundin beim Abschied umarmt wird.

Warum hat mich dieses Bild so sehr getroffen? Vielleicht weil ich selbst gerade Anfang 20 bin. Wie muss es sich anfühlen, wenn man so jung plötzlich an einer Frontlinie am kalten Boden liegt? Wie muss es sich anfühlen, wenn man sich von seiner Familie verabschiedet und der Freundin - womöglich zum letzten Mal - einen Kuss gibt? Viele Ukrainer sahen vielleicht sogar mit größerer Freude und Zuversicht in die Zukunft als wir. Sie träumten von einem besseren Leben, Demokratie, Freiheit, gerechteren Chancen und Frieden. Jetzt herrscht Krieg. Remarque schreibt in seinem Klassiker Im Westen nichts Neues von den massenhaft, völlig sinnlos ausgelöschten jungen Leben im Ersten Weltkrieg. Jetzt spielt sich das alles im Osten erneut ab. Und morgen schon wird das Leben vieler junger Menschen erneut für immer zu Ende sein.


Armin Brandstätter, 5582 Sankt Michael im Lungau

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