Leserbrief

Infamie

Die Steigerungsstufen der Infamie mit "Freund, Feind, Parteifreund" werden durch den ehemaligen Spitzenlandespolitiker der ÖVP, Arno Gasteiger, eindrucksvoll in Erinnerung gerufen. Landesrat, Landeshauptmann-Stellvertreter, LH-Kandidat des Wirtschaftsbundes, Erster Vorstandssprecher der von ihm selbst geschaffenen Fusion der SAFE und der Salzburger Stadtwerke zur Salzburg AG. Da muss man seine Kränkungen schon ausleben. Aber wenn man einmal ORF-Journalist war, kann man auch sicher sein, dass jeder perversen Anwandlung eines erfolgs- und geldverwöhnten ehemaligen Kollegen größte Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird. Können Sie sich an irgendeine bedeutende Sozialinitiative und -finanzierung unter Gasteiger erinnern?
Es ist Schicksal der nunmehr, nicht wirklich eindrucksvoll, regierenden Parteien, dass die vorausgehenden Politiker/-innen seit Jahrzehnten die wichtigsten Themen verschlampt und verschlafen haben:
Weder die SPÖ noch die ÖVP konnten seit den 70er Jahren für eine geplante und geordnete Zuwanderung in Österreich sorgen. Die FPÖ tat mit dem hysterischen Ausländergeschrei ein Übriges. Dabei würden heute die Tourismuswirtschaft und die Gastronomie und viele andere Dienstleistungsbranchen, wie etwa die Pflege, ohne die erste und zweite Generation der ehemaligen Ausländer überhaupt nicht mehr existieren können. Die Staatsbürgerschaft wird aber Anderen verliehen, die gelegentlich in Österreich medienwirksam vorbeischauen. Jetzt soziale Härte dort zu sehen, wo wir diese Integration versäumt haben und mit der neu anstehenden auch nicht annähernd zurechtkommen, ist bestenfalls euphemistisch.
Warum diskutieren wir nach Jahrzehnten des Stillstandes über die verfehlte und mangelhafte Bildungspolitik? Wo sind die Förderungen für Hochbegabte, für Auslandserfahrung Suchende und vor allem für die Lehrkräfte, die unsere Kinder und Enkelkinder schulen und erziehen sollen? Warum sind die Lehrergehälter so niedrig, dass die Volksschulen fast ohne Männer auskommen müssen? Warum lässt man zu, dass besonders begabte junge Menschen aus den Bildungsberufen abwandern? Hat man vergessen, dass niemand und nichts so gut erzieht, wie das Vorbild?
Welche außergewöhnlichen Sozialleistungen für Mütter und Kinder und welche bahnbrechenden Neuerungen in der Gesundheitspolitik und in der inzwischen desaströsen ländlichen Versorgung sind seit den Ministern Dr. Steyrer und Dr. Leodolter hinzugekommen?
Hat Arno Gasteiger dazu Ideen und warum erregt er sich jetzt über eine Regierung, die immerhin stark genug war etwas Ordnung in das drohende Chaos zu bringen. Neuer Wein in neue Schläuche! Und legt die alten Schläuche sichtbar zum Trocknen aus!


Christoph König, 5020 Salzburg

Aufgerufen am 06.06.2023 um 12:43 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/infamie-65782897

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