Leserbrief

Interessenkonflikt ist offensichtlich

Im Jänner 2012 wurde Leonhard Schitter Vorstand der Salzburg AG, vier Jahre später CEO und Vorstandssprecher. Sein Vertrag wurde vorzeitig am 10. 12. 2020 verlängert bis zum 31. 12. 2026. Überdies wurde er von Landeshauptmann Wilfried Haslauer am 25. 3. 2021 auch noch zum Generaldirektor ernannt. Mehr Ehre geht nicht, zumindest nicht in Salzburg.

Offenbar half die Schmeichelei des Salzburger Landeshauptmanns nichts. Der nunmehrige Generaldirektor bewarb sich schon im April 2022 bei der Oberösterreichischen Energie AG und wurde per 1. Jänner 2023 als Vorstand bestellt. Schön für Herrn Schitter, irritierend für Salzburg.

Die Salzburg AG unterliegt dem SCGK, dem Salzburg Corporate Governance Kodex. Darin wird festgelegt, wie sich Gebietskörperschaften, Unternehmungen und ihre Organe mit Landes- und Stadtbeteiligung zu verhalten haben.

Im Punkt 6.3 heißt es beispielsweise, dass Mitglieder der Unternehmensleitung dem Unternehmensinteresse verpflichtet sind und einem umfassenden Wettbewerbsverbot unterliegen. Darüber hinaus haben sie der Unternehmensaufsicht unverzüglich Interessenkonflikte offenzulegen. Nun mag man einwenden, dass der SCGK ja erst mit 22. 7. 2022 in Kraft getreten ist. Die Diskussion um die letztgültigen Formulierungen waren allerdings schon lange bekannt.

Dass ein Generaldirektor zu einem Konkurrenzunternehmen (bereits ein Jahr nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung) ohne jede "Abkühlphase" wechselt und selbstverständlich alles Wissen über das bisherige Unternehmen in die neue Firma mitnimmt, habe ich für völlig unkorrekt gehalten.

Nun soll Leonhard Schitter als Aufsichtsrat in die Salzburg AG zurückkehren, um hier weiterhin Macht im Sinne der oberösterreichischen Beteiligung auszuüben. Eine Macht, die Salzburg, siehe Obus-Misere, siehe Verkehrsausgliederung, nicht nur gutgetan hat.

Es heißt im SCGK im Punkt 5.4 eindeutig, dass ehemalige Mitglieder der Unternehmensleitung nur dann innerhalb von zwei Jahren nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat bestellt werden sollten, wenn es gute Gründe dafür gibt. Dass Schitter die Salzburg AG besonders gut kennt, erscheint mir aus Sicht der Salzburger Bevölkerung genau kein guter Grund zu sein. Andere Gründe wurden nicht genannt.


Josef Scheinast, Regionalsprecher, Grüne Wirtschaft Salzburg

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