Als einem der dienstältesten Professoren der Universität Salzburg (26 Jahre) steht es mir zu, einige Gedanken zur Rektorswahl und zur entsprechenden Berichterstattung zu äußern. Zunächst: Es ist gut, dass das konfliktreiche Wahlverfahren, das die allermeisten Uniangehörigen von ihrer täglichen Arbeit freilich nicht abgehalten hat, abgeschlossen ist und in Hendrik Lehnert ein Rektor gefunden wurde, der intellektuell breit abgestellt ist: Human- und Geisteswissenschaftler.
Am letzten Samstag (23. 2. 2019) lag in meinem Stammbeisl die Kronenzeitung aufgeschlagen auf dem Tresen: "Neuer Rektor will die Uni exzellent machen", so die Schlagzeile. Mein Nachbar mit einem Anflug von Häme: "Dann seid's also nicht exzellent!" In der Tat insinuiert die angesprochene Rhetorik, dass es um die Paris Lodron Universität nicht sonderlich gut bestellt sei. Doch diese Rhetorik ist sachlich unangemessen, vor allem aber undankbar und wenig wertschätzend dem bisherigen Rektorat gegenüber, und letztlich der gesamten Uni. Denn diese hat in den letzten zehn Jahren um 4.000 Studierende mehr inskribiert, die Drittmittel kontinuierlich gesteigert, in Itzling ein Spitzenlabor in Betrieb genommen. Im Jahre 2015 erhielt der Rektor den EU-Preis "HR Excellence in Research Award" für das Engagement bei der Schaffung attraktiver Bedingungen für Forschung und Lehre, regelmäßige konstruktive Treffen mit den anderen Salzburger Hochschuleinrichtungen haben das frühere Konkurrenzgehabe abgelöst, an vielen Fachbereichen wird international hoch angesehene Forschung geleistet, und die Vernetzung über den Erdball hinweg ist ausgezeichnet, speziell nach China etc. etc.
Genau gleich, wie eine Schwalbe noch keinen Frühling macht, macht ein neuer Rektor noch keine neue Universität. Warum aber die hohe Bereitschaft, dies zu glauben? Könnte dahinter nicht die Geschichte unseres Landes wirksam sein (jahrhundertelang Monarchie), die stillschweigende Annahme, alles Neue und Gute käme von den obersten Hierarchien? Wenn die Uni exzellenter werden will, dann nur, wenn alle Angehörigen, von den Schreibkräften bis zum Rektorat, sich noch mehr darin engagieren, die Qualität von Lehre und Forschung zu optimieren, um so - Universitätsgesetz § 1 - zur "Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft" beizutragen.