Unlängst erzählt mir ein Altbauer aus dem unteren Mühlviertel: Mitte Jänner, zur Zeit des Schneechaos, ist er um ein Uhr nachts aus dem Bett geläutet worden. Eine Autofahrerin - mit städtischem Kennzeichen - ist im Straßengraben gelandet. Er zieht sie mit dem Traktor heraus. Sie fährt ohne ein Wort des Dankes weiter ("in Blinka hots aussig'haut, und weg woas"). Seither schwankt er zwischen "niammer loß i mi aussaleit'n" und "wern woi net olle so sei". Im Lauf des Gesprächs wird klar, dass er jetzt, Wochen danach, doch eher der Vermutung zuneigt, dass man "net olle Stodtleit und net olle Londleit" über einen Kamm scheren kann und "woi a net de Flichtling, wei do gibt's a soiche und soiche. Mia hean hoit nua vo de Vabrecha". - Das hat mir gefallen.
Dieser alte Mann vertraut nicht auf einfache, Sicherheit versprechende Antworten. Er erteilt der strikten Kategorisierung eine Abfuhr, er aktiviert auch seine rechte Gehirnhälfte, wo Empathie und Sinn für Nuancen zu Hause sind.