Dies der Titel eines doppelseitigen SN-Berichtes von Anton Prlic`vom 06.04. Was ist da mittlerweile bloß los in Österreichs Bildungslandschaft? Wie erkläre ich als Bildungsminister oder Bildungsdirektor den Eltern, dass ihr Kind, makellose Vorzugsschülerin, nicht ins Gymnasium gehen darf/kann? Da ist jedwede Begründung überflüssig. Hier manifestiert sich ein eklatantes, symptomatisches Totalversagen des Bildungssystems. In diesem haben längst nicht mehr alle Schüler die gleiche, faire Bildungschance. Ist dieses überhaupt noch ernst zu nehmen? Nein, schon alleine deshalb, weil die Beurteilung der Leistung einer Schülerin/eines Schülers nicht nur in der Volksschule, sondern auch in allen übrigen Schultypen, über die Jahre schleichend zur absoluten Farce geworden ist. In Fächern wie Musik, Werken, Bildnerische Erziehung und Sport werden oft (beinahe) alle Schüler einer Klasse mit Sehr gut beurteilt. Detail am Rande, vor gut zwei Jahren ging ein Vater eines Schülers auf die Barrikaden, weil ich seinen Sohn mangels engagierter Mitarbeit, in der Schulnachricht/im "Halbjahreszeugnis" im Fach Sport mit einem Gut beurteilt hatte! Auch in den Hauptfächern werden von den Lehrerinnen und Lehrern seit vielen Jahren massenweise Gut oder Sehr gut vergeben. Ein Befriedigend wird ungern akzeptiert, ein Genügend bleibt ohnehin die Ausnahme. Das Beurteilungsprofil in Österreichs Schulen, spiegelt schon lange keine Glockenkurve/Gaußsche Kurve mehr.
Dabei sind in der Leistungsbeurteilungsverordnung (LBVO § 14. Abs. 2-6) per Gesetz, die nach Maßgabe des Lehrplanes gestellten Anforderungen für die jeweilige Note von "Sehr gut" bis "Nicht genügend" ausführlich definiert.
Wenn Eltern heutzutage bei den Lehrern vermehrt Druck ausüben, forsch und fordernd agieren und womöglich mit dem Rechtsbeistand drohen, gehen Lehrer und Schulleiter viel zu oft in die Knie. Und dennoch, es gibt keine Ausreden. Wo bleibt seit vielen Jahren die Schulaufsicht, wenn Lehrerinnen und Lehrer die LBVO negieren und Schüler (viel) zu gut beurteilen, wenn die Schulbehörde doch alle Beurteilungsdaten und die Lawine an Bestnoten jederzeit digital abrufen kann?
Old School, aber die beste und fairste Lösung für alle, welche den Übertritt ins Unterstufen- oder Oberstufengymnasium anvisieren, wäre die Wiedereinführung der österreichweit standardisierten Aufnahmsprüfung, um einerseits der Hyperinflation von Bestnoten zu trotzen und andererseits schulische Leistungen letztendlich auch wieder verifizieren zu können. Zum Leidwesen für Schüler, Lehrer und Eltern, fehlt hierfür der politische Wille.
Heutzutage stresst man Schüler schon unverhältnismäßig, wenn sie zeigen dürfen/müssen, was sie drauf haben? Da läuft ordentlich was schief!