Advent, Advent, kein Lichtlein brennt! Im Kindergarten werden also die künstlichen LED Advent Lichter über den Schalter angeknipst? Herrlich risikolos und entspannt, so soll sie sein, die besinnliche Zeit. Wenn dann noch die Bäume und Zweige aus gefahrlosem Plastik sind, ist auch die Gefahr gebannt, dass sich ein Kind an einem echten Tannenzweigerl sticht, sollte es in Versuchung kommen, daran zu riechen oder gar an einer Tannennadel herum ukauen.
Als Erlebnispädagoge und auch als Managementtrainer erlebe ich immer wieder mit Erwachsenengruppen, welche tiefgreifende Wirkung vom Element Feuer ausgeht. Egal ob es nur eine Kerze während eine Seminarübung ist, oder ob wir bei einer Reflexionsrunde ums Lagerfeuer sitzen, Feuer schafft eine einzigartige Atmosphäre und ist imstande, uns in eine ganz besondere Stimmung zu bringen und uns tief zu berühren.
Klar erfordert das Feuermachen Wissen, Fähigkeiten und Verantwortung. Die Feuerkultur - wenn man hierzulande überhaupt von Kultur sprechen kann - ist unserer Gesellschaft abhandengekommen bzw. hat sie sich sehr zum Negativen hin verändert. Im Feuer wird grundsätzlich etwas Böses gesehen, das zerstört, vernichtet, verletzt und deshalb gefährlich ist und aus den Häusern verbannt wird. So wird es schon den zukünftigen Erwachsenen im Kindergarten oder in der Schule vorenthalten. Wer der Verantwortlichen hat schon Lust darauf, verklagt zu werden? Vielleicht wäre es aber gerade in diesem Rahmen bzw. bei dieser Zielgruppe die große Chance, längerfristig und bei jeder normalen Gelegenheit ein gesundes Bewusstsein und einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem natürlichen Element zu schaffen. Und zwar nicht nur dann, wenn der Herr Feuerwehrkommandant im Haus ist, sondern eben z. B. bei der Gelegenheit des Adventnachmittages oder eines Lagerfeuers am Bach. Oder ist das Personal hier mancherorts selbst überfordert?
Wie viele verletzen sich jeden Sommer beim Grillen, wer ist noch imstande den Holzofen auf der Selbstversorgerhütte ohne Anzündwürfel anzuzünden und das Feuer zu regulieren, und wer will am Lagefeuer verstehen, dass ein 20 cm dicker "Prügel" nicht restlos verbrennt. Ebenso wenig wie die Kronenkorken, Tetrapacks oder Glasscherben, die wir von anderen "Feuerexperten" regelmäßig aus diversen Feuerstellen an Flüssen und Seen mitnehmen, wenn ich mit Gruppen im Outdoor unterwegs bin.
Steuern wir langsam amerikanischen Verhältnissen zu? Erliegen wir bald alle dem Reflex "die Gefahr ist zu groß, also absichern oder am besten vermeiden", weil wir es schon im Kindergarten so gelernt haben? So kann ich hier nur jenen Kindergärtner/-innen einen wirklich besinnlichen Advent wünschen, die den Mut haben, sich die Verantwortung zutrauen können und die notwendige Rückendeckung haben, mit ihren Schützlingen bei echtem Kerzenlicht zu feiern.