Leserbrief

Lehrer- und Schulleitermangel

Die SN-Leserbriefe von Mag. Stefan Breit ("Verdrängen und ignorieren") und Mag. Martin Tollich ("Ist der Lehrermangel hausgemacht?") vom 26.01.2023 führen treffend Hauptgründe für den akuten und künftigen Lehrermangel an.
Krampfhaft werden Maturanten und Quereinsteiger rekrutiert. Vielen Menschen darf das Experiment des Unterrichtens auch ohne pädagogische Ausbildung zugetraut werden.
Die Krux liegt woanders.
Lehrkräfte müssen nebst stark forderndem Schulalltag ständig zusätzlich administrative Tätigkeiten für die Schulbehörde bewerkstelligen. Die Parteipolitik hat über der operativen Ebene der ca. 131.000 Unterrichtenden sukzessive einen absurden, aufgeblähten Bürokratie Apparatschik installiert. Es sind das Bildungsministerium und die Bildungsdirektionen mit ihren sog. "Schulqualitätsmanagern" (ehemalige Bezirksschulinspektoren/innen im schulfernen Ausgedinge), welche im besonderen Österreichs Grundschullehrer/innen mit meist unsinnigen Zusatzaufgaben traktieren. (Tollich: "permanent für irgendwen irgendwas testen, erheben, entwickeln, ausarbeiten oder dokumentieren") Das macht auf Dauer auch dienstloyalste Lehrer müde und mürbe.
Für viele Schulen findet sich kein Pädagoge mehr, der sich die Schulleitung noch antun möchte. Schulautonomie - eine leere Worthülse! Auch Schulleiter befinden sich im Würgegriff der Bildungsdirektionen. Als Leidtragende einer überbordenden Verwaltungsmaschinerie werden diese beinahe täglich mit einer Flut an behördlichen E-Mails torpediert. Sie verbringen den Gutteil eines Schultages vor dem PC, sehen sich so nicht mehr im Stande, ihren soziopsychologischen Verpflichtungen, was Führung und Betreuung von Schülern und Lehrern angeht, nachzukommen.


Sepp Schnöll, Lehrer, 5431 Kuchl

Aufgerufen am 28.03.2023 um 08:14 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/lehrer-und-schulleitermangel-133128070

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