Leserbrief

Mini-U-Bahn um jeden Preis?

Was haben die Wiener Liliputbahn und die Wiener Stadtbahn gemeinsam?

Beide sind rund 100 Jahre alt und erfreuen sich bei den Menschen großer Beliebtheit. Der Unterschied liegt halt im Format. Während die Liliputbahn im Prater ihre märchenhaften Kreise zieht, ist die Stadtbahn Ende des 19. Jahrhunderts ein bahnbrechendes Infrastrukturprojekt. Otto Wagners Stahlkonstruktionen und die zeitlos schönen Stationen waren Wegbereiter des modernen Industriedesigns. Mittlerweile ist das Stadtbahnnetz in die unbestreitbar tolle Wiener U-Bahn integriert. Auch die Stadt Wuppertal hat seit 120 Jahren seine Schwebebahn. Warum sollte nicht auch für Salzburg eine größtenteils oberirdische Streckenführung denkbar sein?

Österreichs Seilbahnhersteller sind führend auf dem Weltmarkt. Eine elegante, schwebende Bahn durch die Stadt, größtenteils entlang der Salzach, könnte nicht nur ein hochrangiges Verkehrsmittel sein. Erstklassiges Design vorausgesetzt, würde die Bahn in kürzester Zeit zum Publikumsmagneten werden. Wer schon einmal beim London Eye in der Schlange gestanden ist, weiß, was gemeint ist. Transparente Bubbles aus Acrylglas passen bestens zum Untersberger Marmor und sind kein Widerspruch zum Weltkulturerbe. Und die Kosten? Im Salzburger Seeton kann man bestimmt zumindest die teuerste Liliputbahn der Welt eingraben.

Wolfgang Weissenberger, Architekt 5020 Salzburg

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