Geschichtliche Zeugnisse, seien es Bauten, wie etwa die Festung Hohensalzburg, aber auch einfache, von römischen Karren in den Fels gefräste Spurrillen, wie man sie im Bereich des geschützten Landschaftsteils "Alter Römerweg" in Elsbethen vorfindet (vielmehr vorgefunden hat), geben vor allem jungen Menschen historische Orientierung, welche das theoretische Geschichtswissen nicht unwesentlich ergänzt und verfestigt. Darüber hinaus geben sie uns allen eine Möglichkeit, uns als gerade aktuellen Teil einer seit den Anfängen der Menschheit ablaufenden Geschichte zu begreifen und einzuordnen. Und ich behaupte: Vielen von uns, zumindest mir, geben solche Zeugnisse auch ein bestimmtes Gefühl von Heimat! Daher war ich schockiert, als ich vorgestern, auf dem Rückweg von einer Wanderung am Gaisberg, das Landschaftsschutzgebiet nicht mehr wiedererkennen konnte. Der Wald ist vom Fagerbach, an dem der Römerweg entlangführt, etwa 100 Meter hinauf abgeholzt, Baumstrünke hängen hinunter zum Bach, das eigentliche historische Objekt, die Spurrillen, sind nicht zu sehen, der einst vielbegangene Wanderweg kniehoch verwachsen. Es haben offenbar Wegarbeiten stattgefunden. Um für Maschinen für die Holzarbeiten den Weg zu bahnen, wurde der schmale Römerweg verbreitert und das ausgebrochene Gestein über den Weg und die Spurrillen verteilt. Inwiefern diese von den Wegarbeiten direkt beeinträchtigt wurden, kann ich nicht feststellen. Eine Google-Suche führt mich zu einem Bericht von Christian Heugl, der am 15. September 2022 in den SN erschienen ist. In seinem Artikel "Elsbethen neu entdecken" sticht mir gleich das Bild vom Römerweg ins Auge, so wie ich ihn gekannt habe. Was ist geschehen? Ein Anruf bei der Gemeinde Elsbethen bringt zutage, dass in der Angelegenheit ein naturschutzrechtliches Verfahren bei der BH Salzburg/ Umgebung läuft, die Gemeinde keine Handhabe in der Sache habe, und, dass von einer Information in der Gemeindezeitung
abgesehen wurde, Zitat: "Weil sich alle nur darüber ärgern würden."
Verärgert bin ich ebenfalls. Und verwundert, wie wenig man historische Zeugnisse wertschätzt. Dazu neugierig, was die Beweggründe für die Zerstörung dieses Kleinods gewesen sein mögen, und wie das durch die zuständige Behörde eingeschätzt und ggf. geahndet wird.
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