Zum wiederholten Mal sind österreichische Spitzensportler in eine Dopingaffäre verwickelt. Das Verhalten dieser Athleten ist aus strafrechtlicher und moralischer Sicht in aller Form zurückzuweisen und abzulehnen.
So verwerflich der Griff zu unerlaubten Mitteln und Methoden seitens der Athleten zu bewerten ist, so kurz gegriffen wäre es aber, ausschließlich sie für dieses Verhalten verantwortlich zu machen. Da steht zum einen ein nicht unerheblicher Wirtschaftszweig dahinter, zum anderen bewegen sich die Spitzensportler in einem System, das die Verwendung unerlaubter Maßnahmen zur Leistungssteigerung in gewisser Weise nachvollziehbar erscheinen lässt. Athleten, Trainer, Betreuer und Funktionäre wissen um den ungeheuren Aufwand, der zur Erhöhung der Leistung auch nur um einen niedrigen Prozentbereich geleistet werden muss. Diese geringen Leistungsdifferenzen entscheiden aber häufig über Sieg und Niederlage, über Ruhm und Bedeutungslosigkeit, über finanzielle Absicherung und Unerreichbarkeit des Futtertrogs. Da kann die Hemmschwelle für den Griff nach Tabletten, Spritzen oder Blutbeuteln schon weit nach unten sinken.
Die wahren Leidtragenden an dieser neuerlichen Misere sind abermals die jungen Sportler/-innen, welche mit Leidenschaft ihrem Sport frönen, die vielen Funktionäre, die in den Vereinen Nachwuchsarbeit betreiben und Rennen organisieren, die Lehrenden an den Sportschulen (in diesem Kontext mit Schwerpunkt Skilanglauf/Nordisch), denen die Schüler abhanden kommen, da immer weniger Eltern ihre Kinder einem derartigen System anvertrauen möchten und alle ehrlichen heimischen Athleten/-innen, die auch mittlerweile unter Pauschalverdacht stehen, wenn sie in diesen Sportarten gute Leistungen erbringen.
Alle Athleten und Betreuer haben hier eine persönliche wie auch gesellschaftliche Verpflichtung und Verantwortung, den Leistungssport durch Denken, Reden und Handeln wieder dorthin zu führen, dass er fair in seiner ganzen Attraktivität ge- und erlebt werden kann. Andernfalls hängt er nur noch an der Nadel, verliert seine Faszination und wird letztendlich im wahrsten Sinn des Wortes wertlos.
Die Österreichische Sportwissenschaftliche Gesellschaft (ÖSG) fühlt sich den ethischen Prinzipien verpflichtet und unterstützt alle Maßnahmen für einen dopingfreien und fairen Sport.