Die endlich verwirklichte Waffenruhe ist ein Licht am Ende eines Tunnels, das Hoffnung verspricht. Aber die Hürden sind noch gewaltig. Als jemand, der noch als Student beim Sechstagekrieg mit glühenden Wangen mit den Israelis mitgefiebert hat, kann ich nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass den Israelis schwierige Entscheidungen bevorstehen.
Vor allem muss Netanjahu bei der längst ausstehenden Wahl endlich ins Ausgedinge geschickt werden. Jemand, der persönliche Prozesse zu umgehen versucht, indem er einen Krieg weiterführt, ohne auch nur eine Sekunde an die schreckliche Situation der Geiseln zu denken, ist es nicht wert und auch nicht imstande, Israel weiter zu regieren. Gaza dabei in Grund und Boden zu bombardieren und vor allem Hunger als Waffe auch gegen Kinder einzusetzen, bedeutet, sich selbst außerhalb jeglicher Regeln einer Zivilisation zu stellen. Er persönlich verantwortet die völlige Isolierung Israels. Aber die nächste Wahl wird ja zeigen, wie das israelische Volk das sieht.
Schwieriger aber ist das nächste Problem. Die Israelis müssen endlich eingestehen, dass die Siedlerbewegung unter ihren offen rechtsextremen Faschisten Smotrich und Ben-Gvir nach Netanjahu die größte Gefahr für den Staat Israel darstellt. Sie unterscheidet sich keinen Deut von den blutigen Extremisten der Hamas. Man denke nur an den widerlichen Freudentanz Ben-Gvirs. Seit Jahrzehnten wird akzeptiert, dass diese Mörderbande im Westjordanland Palästinenser terrorisiert und tötet, um ihrer rechtlich unhaltbaren Vision eines Großisraels zu genügen.
Der Jammer ist auch jetzt wieder, dass weder Netanjahu noch die Siedler eine Vorstellung davon haben, wie die Zukunft Israels ohne Gewalt und Blutvergießen aussehen könnte. Da es wohl auszuschließen ist, dass an die 4 bis 5 Millionen Palästinenser ausgerottet werden können, bleibt auch den israelischen Politikern wohl nichts anderes übrig, als sich zu überlegen, wie es weitergehen soll bzw. wie Frieden und Sicherheit des eigenen Volkes ausschauen sollen!