Leserbrief

Ober sticht Unter

Mit ihrer Frage "Wann ist das Maß voll?" spricht Renate Ratzenböck mir und vielen anderen aus der Seele. Woher kommt dieses zerstörerische immer Mehr?
Viele indigenen Völker sind der Ansicht, dass die "zivilisierten" Menschen den Kontakt zur Natur verloren haben und so die gesamte Menschheit in den Abgrund führen. Zeitlos gültig ist in jedem Fall, dass die Erde dem Menschen nicht gehört, sondern der Mensch zur Erde gehört - auch wenn viele das anders sehen. Alles ist miteinander verbunden und so ist in den vergangenen Jahren vermehrt spür- und ablesbar geworden, wie sich Ereignisse, scheinbar weit entfernt, auf uns alle auswirken. Es wäre uns als Menschheit dringend angeraten, unsere Erkenntnisse bezüglich Klimawandel, Bodenverbrauch etc. in ein neues Denken und vor allem Handeln überzuleiten. ExpertInnen gibt es ja genug!
Fakt ist, dass die Wirtschaft und deren Wachstum nach wie vor als Ober gilt. Das was uns wirklich in jeder Hinsicht nährt, die Natur, hat - quasi als Unter - keine Lobby und daher fast durchgehend das Nachsehen. Mit unseren bisherigen Denkansätzen werden wir keine Lösungen für eine wirkliche Wende hin zum Wesentlichen finden. Die Karten müssen dringend neu gemischt bzw. die Regeln bahnbrechend neu definiert werden. Es braucht in vielen Bereichen eine neue Bewusstseins-Kultur, denn solange Ober "Wirtschaft" mit seinen politischen Erfüllungsgehilfen den Unter "Natur" sticht, werden wir unseren Planeten weiter an die Wand fahren und somit unsere eigene Lebensgrundlage zerstören. Denn die Klimakatastrophe bedroht nicht nur die Umwelt, wie oft propagiert wird, sondern die gesamte Menschheit. Und dann ist das Spiel irgendwann ohnehin für alle aus.


Erika Hirscher, 5020 Salzburg

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