Geschlossene Geschäftslokale, tote ehemalige Einkaufsstraßen, vereinsamte Orts- und Stadtzentren. Der Einzelhandel, der früher für das rege Leben in Gassen und Straßen sorgte, hat sich als Belebungsfaktor aus der Wirtschaftsgeschichte unserer Kultur verabschiedet. Der Online-Handel macht den Betrieb eines Einzelhandelsgeschäfts unnötig. Da aber seit ungefähr zweihundert Jahren in den größeren Siedlungsgebieten die Räume aller Gebäude im Erdgeschoß ausschließlich zu Einzelhandelslokalen aus- bzw. umgebaut wurden, stimmt die Stadtstruktur mit der veränderten Handelsstruktur nicht mehr überein. Es braucht eine umfassende und tiefgehende Veränderung der Verwendungsmöglichkeiten für diese zahlreichen Erdgeschoß-Räumlichkeiten, die wie tote Augen die Innenstädte verschandeln. Man darf nicht vergessen, dass mit dem Wegfallen der Möglichkeit, diese Räume gewinnbringend zu vermieten, das Interesse der Hausbesitzer an einer schönen Gestaltung der Mietobjekte schwindet. Die Versuche der Stadt- beziehungsweise Ortsgemeinden, für die leerstehenden Lokale doch noch Mieter aus dem Handel zu finden, gehen ins Leere. Es wird eines grundsätzlich anderen Denkens bedürfen, will man die ausgestorbenen Zentren wieder beleben. Ein Denken in Richtung "Wohnraum" wird von Architekten und Stadtplanern gefordert werden; das Umdrehen von Gassenlokalen in Richtung Innenhöfe, zentrale Tiefgaragen nur für Innenstadtbewohner, Fassadenlifte zur Erschließung der oberen Stockwerke inklusive der zu fördernden Dachausbauten. Es sind Ansätze erkennbar, die Innenstädte bewohnbar zu machen, die Verkehrs- und Tempobeschränkungen in vielen Städten und Orten lassen frühere im Verkehr erstickende Gassen und Straßen "wohnlich" erscheinen. Es braucht jedoch umfassende Konzepte, Planungshilfen und finanzielle Unterstützung durch die Öffentliche Hand, um aus den verwaisten Zentren wieder das werden zu lassen, was Wesen einer Stadt war: ein Ort des sprudelnden Lebens; viele Menschen, die einander begegnen, die hier wohnen, die die Stadt als ihren Wohnraum betrachten.