Ich arbeite seit über zehn Jahren in der Altenpflege und kann mich über die Lohnforderungen der letzten Tage nur wundern. Die Verhandler der Gewerkschaft sind derart abgehoben und weltfremd, dass man nur den Kopf schütteln kann. Da diese ja meist in der Politik sehr stark verwurzelt sind und somit meist keiner normalen bezahlten Tätigkeit nachgehen, sprechen diese mit zwei Zungen.
Einmal wird bekrittelt, dass für die Pflege und Betreuung alter Menschen sich immer weniger Personal meldet. Wenn man sich die Löhne und deren jährliche Steigerungen ansieht, darf man sich jedoch nicht wundern. Wir in der Pflege hören ständig, wie wichtig und wertvoll unsere Arbeit ist. Bei der Entlohnung hört sich das wichtig und wertvoll jedoch gleich wieder auf.
Dazu muss noch angemerkt werden, dass es ein sehr starkes Ost-, Westgefälle bei den Löhnen gibt, aber auch bei welchen Trägern (Betreiber: Diakonie, Gemeinden, Sozialhilfe-Verband, RK, usw.) man beschäftigt ist. In den bereits ausgehandelten Tarifen gibt es meines Wissens keinen Unterschied, ob die Metallarbeiter in Wien oder in Osttirol arbeiten. Ich höre immer das Wort, wir haben eine "Betriebsvereinbahrung", aber auch bei einer solchen darf es keine Verschlechterung gegenüber anderen Kollegen geben.
Pflege alter und bedürftiger Menschen ist in einer Gesellschaft wichtig und notwendig. Und es wird immer betont, wie wertvoll uns die alten Mitbürger sind. Genauso "wertvoll" muss uns als Gesellschaft die Arbeit der vielen tausenden Pfleger/-innen sein, die Tag und Nacht ihren oft nicht leichten Beruf ausüben, weil der Beruf ihre Berufung ist.
Berufung darf keine Bestrafung sein, ein angemessener Lohn und eine entsprechende Lohnsteigerung wie in den anderen Branchen wären schon ein Stück Motivation für viele, in diesen Beruf einzutreten.
Mit pflegerischen Grüßen an alle, die ihre Zukunft in einem Altenheim sehen.