Leserbrief

Salzburg, die "Autogerechte Stadt" - Verkehrsplanung wie vor 60 Jahren

Während in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren in der Verkehrsplanung, in ganz Europa, für die Städte sogenannte "General-Verkehrspläne" erstellt wurden, in denen der Autoverkehr rücksichtslos über die Lebensqualität der Menschen gestellt wurde, kam es bald zu unerträglichen Staus (Quelle: Barbara Schmucki: "Der Traum vom Verkehrsfluß, städt. Verkehrsplanung seit 1945 ...", Deutsches Museum 2001). Die vielbeschworene "Autogerechte Stadt" stellte sich sehr bald überall als Fiasko heraus. So wurde, 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, erkannt, dass Mobilität eigentlich nur mit Fußgängern, Radfahrern und Schienennahverkehr funktioniert. Busse, die ebenfalls im Stau stecken, waren nahezu bedeutungslos. Die "Autogerechte Stadt"" war als verkehrspolitische Fehlentwicklung erkannt worden.
In Salzburg ist man, bis heute, im Irrglauben der "Autogerechten Stadt"", vermutlich mittlerweile als einzige Stadt in Europa steckengeblieben! Der immer wieder, wie "Loch Ness", aufpoppende und sinnlose Kapuzinerbergtunnel ist immer noch ein fossiles Relikt vom "Dinosaurier Autogerechte Stadt". Lediglich der Radverkehr wurde, unter Stadtrat Padutsch, zu einem funktionalen System ausgebaut.
Der Obus wurde, wegen des persönlichen Engagements der Direktoren Teufl und Mackinger zu einem europäischen Vorzeigeprojekt ausgebaut. Das passierte, zum Missfallen der beamteten Verkehrsplaner, mit viel Weitblick auf ein zukunftsweisendes System der Elektro-Mobilität. Seitens der beamteten Verkehrsplaner war und ist nicht die geringste Maßnahme erkennbar, die das immer schlimmer werdende Stau-Chaos eindämmen könnte. Leider fehlt dort auch jegliche Fachkompetenz zum Schienenverkehr, der als einziges Verkehrssystem in der Lage ist, die Auto-Plage in der Stadt zu lindern. Dies zeigt ganz klar das Planungs-Fiasko um die Bahnhöfe Steindorf und Neumarkt-Köstendorf.
Ein probates Zeremoniell ist das Spiel "Gutachten-Gegengutachten-Gegengegengutachten-Gutachten…", solange man Gutachten erstellt, muss man nichts tun. Auf diese Weise retteten sich mehrere Generationen beamteter Verkehrsplaner über ihre Dienstzeit, um dann in der Pension gegen die Regionalstadtbahn zu polemisieren. Aus diesem Grund wird jetzt wieder "oberirdisch gegen unterirdisch" untersucht, um wieder nicht aktiv werden zu müssen. Wir nähern uns jetzt der "75-Kilo-Grenze" an Gutachten. Der Stau und die Lebensqualität der Menschen bleiben damit weiter auf der Strecke!


Richard Fuchs, Obmann Die Rote Elektrische, Gregor Watzl e.H., Obmann-Stellvertreter Die Rote Elektrische, 5020 Salzburg

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