Bischofsvisitation ist angesagt in einer Marktgemeinde im schönen Tennengau. Erste Gedanken: Stress, Protokolle, viel Organisation, Vorbereitungen, Unmengen an Formalitäten für die Verantwortlichen der Pfarre. Wird sich der Aufwand lohnen? Frustration, hohe Erwartungen bis keine Erwartungen, wird es "was bringen"?
Der Tag danach für eine durchaus manchesmal kirchenkritische "kleine Laien-Religionslehrerin", die mit gemischten Gefühlen, aber trotzdem mit gewisser hoffnungsvoller Erwartungshaltung auf die Begegnung bei verschiedenen Programmpunkten mit dem Weihbischof Dr. Hans-Jörg Hofer, gespannt ist: Ich muss sagen, diese Erwartungshaltung wurde nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Ich darf feststellen, dies lag nicht am Bischof, nicht nur an einer Person, nicht an den Dirndlkleidern der Damen, an der Musikkapelle und allen anderen trotzdem unbedingt notwendigen Dingen. Es war ein guter (heiliger?) Geist zu spüren.
Die Begegnung mit dem Bischof erfolgte mit Wertschätzung und auf Augenhöhe. Es gibt aber einen sehr besonderen Menschen, bei dem die Fäden zusammenlaufen, einem sehr lebendigen, wichtigen Baustein der Gollinger Pfarre: unsere, seit zehn Jahren wirkende Pfarrassistentin Martina Welte. Meine obige Eingangsfrage wäre hiermit beantwortet. Ja, die Kirche wäre zu retten! Solche Menschen braucht die Kirche notwendigst. Ihr ist es gelungen, in unserer Pfarre Samen zu säen und es ist schon ein beträchtlicher Teil der Saat aufgegangen, ein bunter Garten.
Martina versteht behutsam und einfühlsam, ohne jemanden zu überfordern, aus einer nicht gerade sehr großen Anzahl interessierter, begeisterungsfähiger Menschen, ähnlich einer Nadel im Heuhaufen, Menschen zu finden und ihnen das zuzutrauen, was unsere Kirche bräuchte: Wegbegleiter für die verschiedensten Bereiche, von der Wiege bis zum Grab, man könnte es einfach "Leben" nennen.
Der derzeitige Priestermangel richtet unsere Kirche nicht zugrunde. Ja, wir brauchen Priester, aber vor allem brauchen wir Menschen, lebendige Bausteine mit den verschiedendsten Fähigkeiten, Empathien, Einfühlungsvermögen, sozialer Verantwortung, Begeisterung, Toleranz. Und dass möglichst viele Menschen damit "infiziert" werden (von den niedrigsten aller Coronainzidenzen der letzten zwei Jahre wagen wir nicht zu träumen). Ja, nun geht es darum, dass es sich "herumspricht" in Golling, im Dekanat Hallein usw.
Der Mittelpunkt und Glaubensbegründer des Christentums schafft es, seit 2000 Jahren "im Gespräch" zu bleiben, an der Kirche (=uns) liegt es, daran zu arbeiten. In Golling ist der erste Schritt eines noch langen, mitunter sicher sehr steinigen Weges getan, gefühlsmäßig herrscht Aufbruchsstimmung. Es heißt die Ärmeln endlich hochzukrempeln und die Sonntagsreden verstummen zu lassen.
Um am Rande anzumerken: 1. Auch (oder gerade) Frauen haben sehr vielfältige Fähigkeiten, können Verantwortung tragen und würden sich manchesmal mehr Anerkennung in der Kirche wünschen, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
2. Im Religionsunterricht der heutigen Zeit macht Ethik einen beträchtlichen Anteil aus, auch kulturelle Vielfalt und Weltreligionen, Integration sind ein großes Thema.