Leserbrief

Solidarität statt Arbeiten bis 70

Bis zum 70. Lebensjahr arbeiten zu müssen - das ist für viele Menschen eine kaum zumutbare Vorstellung. Dabei sind es nicht individuelle Versäumnisse, sondern strukturelle Entwicklungen, die das Umlagesystem unter Druck setzen: sinkende Geburtenraten, höhere Lebenserwartung und ein sich wandelnder Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sehen wir, wie Maschinen immer mehr menschliche Arbeitskraft ersetzen - oft sogar mit staatlicher Förderung. Doch Maschinen zahlen keine Pensionsbeiträge. Der Nutzen der Automatisierung landet bei den Unternehmen, während die soziale Absicherung ins Wanken gerät. Deshalb sollten Unternehmen stärker als bisher zur Finanzierung des Pensionssystems beitragen - denn auch sie profitieren von einem stabilen Gemeinwesen. Es ist absurd, dass Beschäftigte sich selbst überflüssig machen, indem sie Kunden zeigen, wie Selbstbedienungskassen funktionieren. Ein kleines, aber bezeichnendes Beispiel. Teilen muss wieder ein zentrales Prinzip werden. Unternehmer leben nicht nur von den Arbeitskräften, sondern auch von den Pensionistinnen und Pensionisten als Konsumenten. Ein solidarisches Miteinander ist keine Sozialromantik, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit.

Erich Lahartinger, 6020 Innsbruck

Aufgerufen am 22.09.2025 um 11:42 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/solidaritaet-arbeiten-180079114

Schlagzeilen