Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wurde, wer bis dato von Verhandlungen gesprochen hatte, der Naivität und der politischen Verantwortungslosigkeit geziehen. Nun ist eine Kehrtwende eingetreten, die auf den ersten Blick eine hoffnungsvolle ist. Vom US-amerikanischen Präsidenten bis zur österreichischen Außenministerin werden nun Verhandlungen gefordert, um dem Krieg ein Ende zu setzen. Nur: So wenig der Glaube an eine schnelle militärische Beendigung dieses Krieges ein realistischer war, so wenig ist zu erwarten, dass, wenn zwei Präsidenten miteinander telefonieren, plötzlich alles gut werden würde. Die Welt der Diplomatie und der zivilen Konfliktbearbeitung ist eine differenziertere. Sie lebt von der Einbindung unterschiedlicher, nicht nur politischer, sondern auch ökonomischer und zivilgesellschaftlicher Ebenen. Sie braucht Zeit abseits des permanenten Drucks durch die veröffentlichte Meinung, und sie benötigt die besten und kreativsten Köpfe auf allen Seiten. All das braucht Ressourcen finanzieller und personeller Art. Was ansteht, ist ein "Sonderbudget" für zivile Konfliktbearbeitung in einer Größenordnung, wie sie aktuell der Rüstungsindustrie in Aussicht gestellt wird. Die Ergebnisse würden wohl weit über die Beendigung von Kriegen hinausgehen.