Leserbrief

Stefan Zweig und Salzburg

Wenn man die aktuellen Kommentare über Stefan Zweigs Salzburger Jahre näher betrachtet, so hat es ein wenig den Anschein, als wäre dieser Ausnahmeschriftsteller mit offenen Armen aufgenommen worden und hätte hier glückliche wie schaffensreiche Jahre verbracht. Was seine literarische Arbeit anbelangt stimmt Letzteres, doch eine innige Beziehung zu Salzburg hatte der Autor nie. Weder im gesellschaftlichen Leben noch im künstlerischen Austausch mit den damaligen Größen rund um die Salzburger Festspiele. Sein Verhältnis zu dieser Stadt blieb stets ambivalent. Stefan Zweigs Dichterkollege Hugo von Hofmannsthal, Mitbegründer der Festspiele, brachte es mit seinem Einfluss gar zuwege, dass Zweig von den Festspielaufführungen ausgeschlossen blieb. Lediglich zu Proben wurde er zugelassen. Und als der Festspieltrubel mit den Jahren stetig zunahm, zog Stefan Zweig nur allzu gern die Stadtflucht dem Stadtleben vor.

Selbst zum 50. Todestag Stefan Zweigs (1992) wurde der Dichter in Salzburg nicht entsprechend gewürdigt. Für eine Ausstellung und einen Kongress hat es zwar gereicht, für die Aufführung eines seiner Werke schon nicht mehr. Bei den Salzburger Festspielen stand damals "Die Frau ohne Schatten" auf dem Spielplan und somit einmal mehr Stefan Zweig im Schatten Hofmannsthals. Die Stadt Salzburg könnte durchaus mehr unternehmen, als nun einen Platz nach dem Solitär der österreichischen Literatur zu benennen.


Christian Leimer, 5071 Wals-Siezenheim

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