Leserbrief

Stellungnahme Jungfrauenweihe

Die Stimmen rund um die bevorstehende Jungfrauenweihe von Mag. Bernadette Lang haben die kontroverse Wahrnehmung dieser Entscheidung gezeigt.

Im Leitartikel der Salzburger Nachrichten vom 8. August wurde von Hedwig Kainberger jüngst diese Weihe gar als "Stich ins Herz" bezeichnet. Eine einzelne Person könne und dürfe geloben, was sie mag, hieß es da - die katholische Kirche und die Erzdiözese Salzburg aber würden hier "etwas, das in hiesigen Breiten wie aus einer Mottenkiste des Mittelalters entnommen scheint", öffentlich favorisieren.

Als Erzbischof von Salzburg stelle ich zum Geschriebenen fest:
- Die Jungfrauenweihe wird am Nachmittag im Rahmen einer eigenen Eucharistiefeier stattfinden. Das Hochamt zu Mariä Himmelfahrt findet bereits am Vormittag statt.
- Berufungen, Weihen und Gelöbnisse gehören zur DNA der Kirche und sind keineswegs Relikte aus einer "Mottenkiste des Mittelalters". Bereits die frühen Wüstenväter und -mütter bezeugen sie; für die Orden und Gemeinschaften religiösen Lebens stehen sie bis heute im Mittelpunkt. Auch gibt es bereits seit ältester Zeit immer wieder junge Frauen, die in Nachahmung des ehelosen Lebensstils Jesu den Weg der Ganzhingabe an Christus beschreiten wollen. Papst Leo der Große sagte dazu vor 1600 Jahren: "Nicht den Segen der Ehe verschmäht die Jungfrau, sondern was die Ehe ausdrückt, die Verbindung von Christus und Kirche, begehrt sie".
- "Zugleich", so heißt es weiter, verwehre "dieselbe Kirche und Diözese allen Frauen von Geschlechts wegen jegliches Amt." Mit Blick auf die Kanzlerin und die Amts- und Projektleiterinnen unserer Diözese, die Präsidentin der Katholischen Aktion, die Äbtissinnen, die unzähligen in der Kirche tätigen Frauen kann hier nur deutlich widersprochen werden.
- Es mutet befremdlich an, wie im Leitartikel der SN vom 8. 8. versucht wird, einen Gegensatz zwischen Erzdiözese auf der einen und Hochschulwochen auf der anderen Seite zu kreieren - ist doch die Erzdiözese selbst aufs engste mit den Hochschulwochen verbunden; in meiner Funktion als Erzbischof bin ich auch deren Präsident. Zudem hat Mag. Lang selbst als Referentin an eben diesen Hochschulwochen teilgenommen und war jüngst an der Schaffung eines neuen Bachelorstudiums zu "Christlicher Kultur, Transformation und Kommunikation" beteiligt.

Erzbischof Franz Lackner, Salzburg

Aufgerufen am 18.10.2025 um 03:15 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/stellungnahme-jungfrauenweihe-125506306

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