Leserbrief

Umgang mit Demenz

Mit meinem Leserbrief bitte ich die Verantwortlichen, das Besuchsrecht an den SALK während einer Pandemie künftig zu überdenken und appelliere an die Menschlichkeit!

Mein an Demenz erkrankter Mann wurde an der Wirbelsäule operiert und aufgrund der Sperrung der Station wegen Corona am dritten postoperativen Tag mit der Rettung nach Hause geschickt. Nach weiteren zwei Wochen ging es meinem Mann körperlich so schlecht, dass er erneut mit der Rettung in die SALK gebracht werden musste. Dort wurde er sofort notoperiert. Er lag für fast drei Wochen auf der Intensivstation und anschließend zwei Wochen auf der Normalstation, wo er schließlich verstarb.

Meine Familie und ich hatten nicht die Möglichkeit, ihn während der fünf Wochen zu begleiten. Viele Anrufe seinerseits waren verzweifelt, da er sich aufgrund seiner Demenz nicht orientieren konnte. Und ich durfte ihn einfach nicht besuchen. Was hätte gegen eine tägliche Testung und ein zusätzliches Tragen einer FFP2-Maske gesprochen?

Drei Tage vor seinem Tod wurde ich zu einem Gespräch eingeladen, wo mir der Ernst der Lage geschildert wurde und ab da durfte ich meinen Mann sehen. Allerdings konnte er mich nicht mehr so wahrnehmen, dass wir uns voneinander verabschieden konnten. Mein Mann verließ unsere Wohnung orientiert und kam nicht mehr zu uns zurück. Er wurde mit seiner Demenzerkrankung wochenlang allein gelassen und mir der Besuch verwehrt.

Ich möchte mich ausdrücklich bei der behandelnden Pflege und den Ärzten bedanken und mein Brief soll keine Anschuldigung sein. Er soll zum Überdenken mancher Vorgaben anregen und vielleicht erspart man so in Zukunft anderen Familien ein Leid.


Hildegard Konrad, 5020 Salzburg

Aufgerufen am 05.06.2023 um 08:04 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/umgang-mit-demenz-98587792

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