Das System der Kirche ist nicht nur veraltet, wie Frau Prlic im Leserbrief vom 28. 5. so treffend und pointiert dargestellt hat, es ist zudem vollgepackt mit Lieblosigkeiten gegen jene, die den systemimmanenten Gesetzen nicht folgen können.
Jesus hatte nicht verlangt, dass Priester zölibatär zu leben hätten - sogar die Bischöfe der Frühkirche waren verheiratet. Dass Homosexuelle in irgendeiner Weise anders zu behandeln wären, ist ihm offensichtlich auch nicht eingefallen, und dass er sich gerne mit Frauen unterhalten, sie also geschätzt hat, wissen wir aus der Bibel. Dass es in der christlichen Frühzeit auch Apostelinnen gegeben hat, wird gern verschwiegen. Wir kennen auch keinen Zusatz der Worte Jesu beim letzten Abendmahl, dass geschiedene Wiederverheiratete ausgenommen sein sollen, wenn Gläubige "zu seinem Andenken" die Eucharistie feiern. Erst Paulus und spätere Kirchenlehrer hatten sich zu diesem "System" einiges einfallen lassen.
Es wird Zeit, dass sich die Verantwortlichen der Kirche an Jesu Wort erinnern: "Der Sabbat (das Gesetz) ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat (für das Gesetz)" (Mk. 2,27). Wenn jahrhundertealte Bestimmungen nur Leid, Streit und Diskriminierung gebracht haben und gegen Liebe, Menschlichkeit und Gerechtigkeit verstoßen, dann gehört an diesen Gesetzen endlich etwas geändert.
Wo sind die neuen Kirchenlehrer, die es wagen, wieder den Menschen in seiner Beziehung zur göttlichen Liebe in den Mittelpunkt zu stellen? Wenn ein Hieronymus oder ein Papst Gregor die Lehre der Kirche gestalten durften, warum sollte dies einem Papst Franziskus nicht gestattet sein?
Zu danken aber sei an dieser Stelle den vielen Priestern und Bischöfen, die trotz dieses starren Systems sowas wie Mitmenschlichkeit und Freundlichkeit in diese Kirche bringen, weil für sie der Mensch wichtiger ist als manche kirchlichen Buchstaben. So darf auf "Veränderung von unten" gehofft werden.
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