Zu "Raiffeisen Lagerhaus schließt drei Standorte auf dem Land" (SN-Lokalteil vom 27. September):
Mit großem Bedauern und völlig überraschend habe ich von der bevorstehenden Schließung des Lagerhauses in Abersee erfahren - als Kunde, als Genossenschaftsmitglied und auch als Lieferant. Diese Entscheidung bedeutet für die Bevölkerung nicht nur den Verlust einer wichtigen Nahversorgungsstelle, sondern auch das Ende eines sozialen Treffpunkts und eines regionalen Arbeitgebers. Besonders für ältere Menschen stellt dieser Schritt einen herben Einschnitt in die gewohnte Lebensqualität dar.
Umso kritischer ist zu hinterfragen, warum ein Konzern, der sich in seinen Leitlinien auf Werte wie Kundennähe, regionale Verbundenheit und Nachhaltigkeit beruft, eine Entscheidung trifft, die diesen Grundsätzen offensichtlich widerspricht. Wenn wirtschaftliche Kennzahlen in einem auf genossenschaftlichen Grundsätzen beruhenden Unternehmen allein über den Fortbestand eines Standortes entscheiden, stellt sich die Frage, ob die vielfach betonte gesellschaftliche Verantwortung tatsächlich mehr als ein Marketinginstrument ist.
Ein Konzern von der Größe des Lagerhaus-Verbundes verfügt über Möglichkeiten, die über jene eines kleinen Familienbetriebs hinausgehen. Gerade deshalb wäre es ein wichtiges Signal gewesen, wirtschaftliche Überlegungen mit langfristigen Zielen wie regionaler Versorgungssicherheit und sozialem Zusammenhalt in Einklang zu bringen - anstatt sich primär von kurzfristiger Rentabilität leiten zu lassen.
Die Schließung zeigt deutlich, dass das derzeitige Verständnis von Unternehmenspolitik überdacht werden muss. Wenn Konzerne ihre Verantwortung gegenüber ländlichen Regionen ernst nehmen wollen, sollten sie Modelle entwickeln, die auch wirtschaftlich schwächere Standorte einbeziehen, und so ihre eigenen Werte glaubwürdig leben.