Leserbrief

Was sagt es über den Kanzler aus?

Mit den Aussagen von Andreas Koller im Artikel "Der Fall A. und was er über unsere Zeit sagt" (SN vom 11. 1.) kann ich mich überwiegend identifizieren.

Eine Passage jedoch erscheint mir überzogen bzw. zu wenig differenziert und zu verallgemeinernd: "... eines ohnehin nicht allzu profilierten türkisen Regierungsteams und man muss sich fragen, was es über den Kanzler aussagt, dass er (zumindest bisher) keine starken Minister um sich duldete."

Meine Begründung dazu:

Grundsätzlich finde ich es für das Land und dessen Regierung zielführender, wenn die Minister zu Ihrem Chef (auf jeden Fall nach Außen) loyal sind. Deshalb muss ein Minister noch lange nicht schwach oder "nicht stark" sein.

Jede Regierung, gleich welche Parteien diese nach den Wahlen stellen, wird mehr oder weniger Schwachpunkte aufweisen.

Eine reine (beamtete) Expertenregierung, wie wir sie ja im vergangenen Jahr interimistisch hatten, ist für eine funktionierende parlamentarische Demokratie, deren Regierung aus den politischen, wahlwerbenden Parteien gestellt wird, keine Dauerlösung. Die meisten Experten als "starke Minister" geben sich auch für den täglichen, aufreibenden politischen Kampf und Streit nicht her. Selbst Sie haben in einem SN-Beitrag in 2020 während der Beamtenregierung aus demokratiepolitischen Gründen einmal ähnlich argumentiert.

Dass zum Beispiel ein Alexander Schallenberg als Außenminister oder ein Heinz Faßmann als Bildungsminister nicht "profiliert" wären, erscheint mir für diese Herren fast eine Beleidigung.

Josef Kröll, 5733 Bramberg

Aufgerufen am 29.09.2023 um 06:24 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/was-sagt-es-ueber-den-kanzler-aus-98250835

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