Leserbrief

Wir brauchen in Adnet nicht mehr

Die Argumente der Befürworter des Baus des dritten Schlotterer-Werks in Adnet scheinen einfach erklärt: mehr Arbeitsplätze und mehr Geld für die Gemeinde. Was diese Entscheidung für unser Dorf bedeutet, das mag jedoch noch niemand erahnen.

Brauchen wir wirklich mehr? Adnet verfügt über keine Bahnanbindung, das heißt, jeder einzelne Mitarbeiter wird mit dem Pkw anreisen. Von den unzähligen Lastwagen gar nicht zu reden: viel mehr Verkehr, viel weniger Lebensqualität.

Schlotterer wird zum Megamonopol und steht in keinem Verhältnis mehr zu anderen Betrieben. Das ist mittelfristig für viele eingesessene Familienbetriebe existenzbedrohend, weil es schlicht keine Arbeitskräfte mehr geben wird. Bereits jetzt tun sich Adneter Betriebe schwer, gutes Personal zu finden - was erst, wenn Schlotterer Hunderte zusätzliche Mitarbeiter sucht?

Anschaulich hat die Gemeinde an jeden Haushalt einen Postwurf geschickt, in dem sie bedrohliche Szenarien beschreibt, wenn Schlotterer nicht auf den Adnetfeldern bauen kann. Der Schul- und Kindergartenausbau würde gestrichen, die Nachmittagsbetreuung wäre gefährdet, die kostenlose Schneeräumung in Gefahr, außerdem müssten "anstehende Projekte bei mangelnden Einnahmen gestrichen werden." Echt jetzt? Liebe Gemeinde - abgesehen davon, dass diese Bedrohungen nicht der Wahrheit entsprechen -, ist es sinnvoll, sich von einem Konzern so abhängig zu machen? Wo bleibt eure Vision für Adnet, das bekannt ist für seinen Marmor und die unangetastete Natur: Gämsen, die durch die Adnetfelder ziehen, und Waldrappe, die sich zur Futtersuche niederlassen.

Wir Adneter werden nicht einmal gefragt. Die Gemeindevertreter entscheiden für uns. Der Bürgermeister wehrt sich gegen eine Bürgerbefragung.
Die Grünen äußern sich gar nicht zum Adnetdrama und kamen auch nicht zum Lokalaugenschein der Initiative "Rettet die Adnetfelder", zu dem sie eingeladen wurden, sagten nicht einmal den Termin ab.

Landesrat Schwaiger sagt in den SN am 30. Mai 2022 in Bezug auf seine "strenge" Baulandpolitik: "Wenn jemand spart, kann er sich auch einmal etwas leisten." Was heißt das genau? Nein, wir können es uns eben nicht leisten, im Jahr 2022 mehr als fünf Hektar Grünland zu versiegeln, mitten in einem 3600-Einwohner-Dorf, nur weil eine Gemeindevertretung und ein Landesrat kurzsichtig handeln und gierig nach mehr sind.

Was bleibt uns jetzt noch? Zu hoffen, dass die Abänderung des REK nicht rechtens ist, dass für so ein Megaprojekt ein neues Raumentwicklungskonzept notwendig ist und dass die Gemeinderatsmitglieder für das einstehen, wofür sie gewählt wurden, nämlich unser schönes Adnet für unsere Kinder und Enkel noch lebenswert zu erhalten.

Wir sind Adnet. Wir haben genug und brauchen nicht mehr.

Agnes Leitner, 5421 Adnet

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