Diesen Leserbrief schreibe ich aus dreierlei Sicht: der Sicht einer jungen Frau, die selbst einmal Kinder haben möchte, der einer Feministin und der einer diplomierten Kindergartenpädagogin. Aus allen drei Perspektiven sehe ich das Berndorfer Modell als positiven Anstoß für andere Gemeinden und den Bund. Die Kritik daran kann ich nicht verstehen, denn aus pädagogischer Sicht hat eine Fremdbetreuung vor dem dritten Geburtstag keinen Vorteil, auch wenn die SPÖ-Frauensprecherin Karin Dollinger dies behauptet. Aus platztechnischen Gründen kann ich nicht intensiv darauf eingehen, deshalb hier nur so viel: Erst mit etwa drei Jahren spielen Kinder langsam mit anderen Kindern (assoziatives Spiel), jedenfalls wenn diese anderen Kinder nicht älter sind als sie selbst und sie aktiv in den Spielprozess miteinbeziehen.
Da es Kritik am Berndorfer Modell gegeben hat, frage ich mich, worum es in unserem Staat geht: Geht es den Politikern nur um Prinzipien und um die Gegenwart? Sollten sie nicht in die Zukunft schauen und somit was für die Kinder am besten ist? Stattdessen werden positive Entwicklungen als Herdprämie abgestempelt und meiner Meinung nach einfache Schlussfolgerungen übersehen. Wieso bezahlt man dem betreuenden Elternteil - es muss ja nicht zwingend die Mutter sein - nicht genug "Erziehungsgeld", sodass die daheimbleibende Person ebenfalls in die Pensionsversicherung einzahlen kann? Wieso ändert man nicht einfach das Gesetz, welches besagt, dass "der Kündigungsschutz nur bis zu dem zweiten Geburtstag des Kindes geht", wie Dollinger es ausdrückt?
Als Feministin und Frau möchte ich es mir selbst aussuchen können, ob ich bei meinem Kind zuhause bleibe, anstatt aus gesellschaftspolitischen und finanziellen Gründen zurück in den Beruf gezwungen zu werden. Wo bleibt da die Wahlfreiheit?
Sein wir nicht egoistisch, sondern schauen wir darauf, was für die Kinder am besten ist! Für die Kinder, die ihr Recht auf Vorrang und ihr Recht auf Leben und Entwicklung (zwei der vier Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention, welche in Österreich 1992 in Kraft getreten ist) nicht selbst einfordern können. Im Normalfall ist die Betreuung zu Hause für Kinder unter drei Jahren am besten, wobei ich aber unter Betreuung verstehe, dass man mit den Kindern redet, spielt, ihnen vorlebt, was man darf und nicht darf, kurz: sich ihre gesamte Wachzeit mit ihnen beschäftigt.