Wenn vor knapp einem Jahr von sogenannten "Elfenbeinexperten" die Kernkompetenz der militärischen Landesverteidigung "weggeschrieben" wurde, sorgte dies in Fachkreisen für Staunen. Vor allem deshalb, weil eine im Stil einer Seminararbeit abgefasste Meinung eines Privatgelehrten gar in der höchst angesehenen Österreichischen Militärischen Zeitschrift (ÖMZ) erschien und der Beitrag damit offiziösen Charakter erhielt.
Es macht die Sache nicht besser, wenn der Aufsatz als Sondernummer des von Erzherzog Johann gegründeten Fachmagazins politische Auftragsarbeit war, um den "erreichten Unzustand" unseres Heeres nach Jahrzehnten der Demontage (beginnend mit Platter und Co.) wissenschaftlich zu legitimieren. Besonders pikant dabei: Der Autor bzw. die Autoren ähnlich lautender Grundlagenpapiere legten bemerkenswerte Karrieren hin. Einer wies sich gar als sicherheitspolitischer Berater der Ministerin aus, ein weiterer wurde gar höchster Beamter (und ist es mittlerweile nicht mehr) … Bemerkenswert, wenn man eine angebliche Trendwende in militärischen Angelegenheiten betrachtet. Und treffend, wie dies einmal mehr in der Sicherheitspolitischen Zustandskarikatur des Architekten Wizany zum Ausdruck kommt.
Wenn nun wie in den SN vom 25. 7. berichtet in der aktuellen Ausgabe der ÖMZ zwei ranghohe Offiziere den Zustand der mLV analysieren und warnend ihre Stimme erheben, bleibt zu hoffen, dass ihr Beitrag nicht nur in Kreisen uniformierter Beamter, sondern in Regierung und Nationalrat entsprechend Beachtung findet. Schließlich handelt es sich bei ihrem Beitrag um einen, der auf entsprechender Expertise beruht. Einen, der vielleicht nicht in die Schublade parteipolitischer Schönschreiberei gehörte, sondern aufzeigt wo die Herausforderungen der Zukunft liegen. Und die liegen ganz bestimmt nicht im "Trittbrettfahren" oder "Weiterwurschteln" in Richtung "Technisches Hilfswerk", sondern einer zügigen Strukturerneuerung der Truppe bei gleichzeitiger Beschaffung von EU-kompatibler Ausrüstung.
Höchste Zeit wär's - hoffentlich ist es nicht schon zu spät!