Leserbrief

Zur Ehrenrettung der "Verhinderer"

Obwohl ich seit vielen Jahren in Wien lebe, stören mich die Argumente gegen Salzburger Bürgerinitiativen, die einen Garagenbau verhindern wollen. Den Betreibern dieses fragwürdigen Projekts möchte ich mit einem Blick in ihre Stadtgeschichte zeigen, dass sie Lebensqualität und Schönheit u. a. folgenden "Verhinderungen" verdanken:

Im Jahr 1900 lag ein Gemeinderatsbeschluss vor, die Festung Stein für Stein abzutragen, um das Flussbett der Salzach damit zu regulieren. Nur eine einzige Stimme sicherte eine Mehrheit gegen das Projekt.

1946 hatte der damalige Bürgermeister Anton Neumayr mit dem zur Legende gewordenen Satz "Da Mozart bringt nix!" Mozarts Wohnhaus an eine Versicherung verkauft. Vom kostspieligen Umweg, diese Fehlentscheidung später zu revidieren, konnte sich die Stiftung Jahrzehnte lang nicht erholen.

Den Protestbürgern Herbert Fux, Richard Hörl und Eckehart Ziesel ist der Erhalt der Hellbrunner Allee zu verdanken, die sonst zu einer "Wohnstadt" verbaut worden wäre.

Auch der Krauthügel in Nonntal hat einiges überlebt: In den Siebzigerjahren wurde unter der ÖVP-Regierung ein Beschluss gefasst, das historische "Krautwächterhäuschen" in die Zahlstelle für einen geplanten Busterminal umzubauen: Der Krauthügel sollte zum zentralen Parkplatz für anreisende Bus-Touristen werden.

Und 1965 wurde das Landschaftsschutzgebiet erneut Objekt der Begierde: Die Bausparkasse Wüstenrot wollte ihrem Institut auf dem Krauthügel einen würdigen Platz verschaffen. Damals legten die Mönche von St. Peter noch ein starkes Veto ein. Aber leider sind aus den ehemals christlichen Grundeigentümern inzwischen profitorientierte geworden.


Hubert Rieger, 1030 Wien

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