
Es war Winter. Um den ersten Zug nach Wien zu erreichen, musste ich von der Kaigasse zum Bahnhof zu Fuß gehen. Es schneite stark und meine Spur im knöcheltiefen Schnee war die erste. Die heruntergedrehten Lichter der Laternen gaben nur wenig Licht. Schaufenster und Kirchen waren unbeleuchtet. Die Stille und Geborgenheit der Altstadt umfing mich wie ein lieb gewordener, mir angepasster Mantel. Aus der Enge der Gassen herausgetreten drehte ich mich auf der Staatsbrücke nochmals um. Ich liebte diese Stadt und oh Wunder, ich hatte das Gefühl, sie liebte mich auch!
Bertlinde Schider
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