Eine Stewardess findet in der Bordtoilette drei Goldfische, die fröhlich im Waschbecken herumschwimmen. Eine alte Oma ist auf dem Weg zu ihren Enkeln und wollte den Goldfischen mitten über dem Atlantik "etwas Auslauf" gönnen ...

Das Flugzeug steuerte mit 300 Passagieren durch die Nacht, draussen alles dunkel, nur die Sterne und hin und wieder die Positionslichter anderer Flugzeuge. Alles schlief, ich machte mich auf den Weg , um meinen Pflichten nachzukommen. Viele Male war ich schon auf dieser Strecke unterwegs gewesen. Als Flugbegleiter liebte ich diese stillen Stunden , nur das leise beruhigende Schnarchen des Passagiers auf 27k war zu hören. Vorsichtig öffnete ich die Toilette, um mich zu vergewissern, dass niemand heimtückischerweise geraucht hatte. Kein Rauch kein Feuer. Beiläufig kontrollierte ich das Funktionieren des Rauchmelders. Mein Blick glitt routiniert über die Toilette , aber plötzlich stockte ich. Nein, das konnte nicht sein, im Handwaschbecken schwammen drei wunderschön glitzernde Goldfische. Ich leuchtete sie mit der Taschenlampe an, unbeirrt schwammen sie ihre Runden, wie ambitionierte Langstreckenschwimmer. Ich war mir sicher, dass wir ohne Fische gestartet waren, also wem gehörten die? Schüchtern meldete sich eine kleine alte Dame mit Apfelbäckchen. "Jo des san meine...I wollt eana a bissl Auslauf gebn." Das konnte ich voll und ganz nachvollziehen. Versonnen betrachteten wir beide die drei Fischlein , die unablässig im Kreis schwammen, vielleicht hatten sie ja die Vision den Grossen Teich zu durchschwimmen, so eifrig waren sie bei der Sache.
"Die san fir's Biotop von mein Sohn, wissen's fir die Enkerln."
Eifrig versuchte die alte Dame ihre drei glitzernde Geschenke in das zerrissene Plastiksackerl zurück zu stopfen. Da meldete sich mein Pflichtbewusstsein , das würden die Fische nicht überleben , das konnte ich nicht zulassen, so weit hatten sie es geschafft, das konnte nicht das Ende sein. Mit einem stabilen von beiden Seiten bedruckten Dutyfree Sackerl kam ich zurück. Kopfschüttelnd wurde mein Vorschlag verworfen. "Na des geht ned, wissensda könnens ned ausseschauen." Tja daran hatte ich fahrlässigerweise natürlich nicht gedacht. Wir einigten uns auf eine Wasserflasche mit rundum Panoramablick.
Die ambitionierte Grossmutter nahm wieder Platz, stolz hielt sie während des restlichen Fluges die Flasche am Schoss.
...und irgendwo in einem Biotop in Wien schwimmen heute drei Goldfische mit starkem kanadischen Akzent..
Barbara Schuch
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