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Sie ist schon viele Jahre nicht mehr unter uns. Tante Käthe, meine "Leihoma". Wir bewohnten in meiner Kindheit dasselbe Haus. Getrennt nur durch diese steile Treppe, die mir einmal zum Verhängnis wurde. Da ich zu diesem Zeitpunkt Einzelkind war, besuchte ich sie gerne in ihrer kleinen Wohnung. Allein sein war langweilig. Bei ihr war alles anders, so wie es halt bei einer Oma sein sollte. Meine "echten" Omas kannte ich leider nicht, sie waren sehr früh verstorben. Bei Tante Käthe war es urgemütlich, manchmal half sie mir bei den Hausaufgaben, wir unterhielten uns gut und es gab immer ein paar Süßigkeiten. Selten aber doch, schauten wir eine Stunde fern, mehr gab's nicht. Da war sie streng meine "Oma". Aber am meisten freute ich mich, wenn ich nach der Schule zu ihr essen gehen durfte. Da gab es diese unvergleichbare Gemüsesuppe. Die schmeckte einfach einzigartig, ich weiß bis heute nicht warum. Aber diese Suppe blieb in meinem Gedächnis, in meiner Nase und am Gaumen hängen. Der Kontakt zu Tante Käthe riss nie ab, auch nicht als ich selber schon längst Mutter war. Auch nicht als sie ins Seniorenheim musste, wo sie letztendlich für immer, aber friedlich einschlafen durfte.
Oft habe ich versucht für meine Kinder diese "Tante Käthe Gemüsesuppe" nachzukochen. Obwohl ich leidenschaftlich gern koche, ist es mir nie gelungen. Der Duft, der Geschmack war nie der gleiche und irgendwann gab ich es auf, mich daran zu messen.
Reden tun wir trotzdem noch regelmäßig darüber. Ich glaube nicht, dass sie eine Heldin war, oder etwa doch? Wie kann es sonst sein, dass ich diese unverwechselbar gute Gemüsesuppe noch heute "riechen" und "schmecken" kann? Der Gedanke an diese Suppe weckt in mir immer noch diese schöne, unvergleichliche Kindheitserinnerung. Also doch heldinnenhaft!
Daniela Pichler
