Elisabeth Kübler-Ross, geboren 1926 in Zürich, gilt als Pionierin der Sterbeforschung schlechthin. Sie ist die Erstgeborene von Drillingen. Bedingt durch diese Tatsache befand sie sich ihr Leben lang auf der Suche nach einer eigenen Identität.
Obwohl ihre Eltern dagegen waren, studierte Kübler-Ross Medizin. 1958 heiratet sie den amerikanischen Arzt Emanuel Ross. Die ersten Jahre in Amerika gestalteten sich als schwierig. Kübler-Ross findet nur schwer Arbeit, sie erleidet zwei Fehlgeburten und tut sich schwer mit dem gesellschaftlichen Leben in der neuen Welt. So fühlte sie sich zum Beispiel bei Cocktailpartys nicht wohl. Mit der Zeit gewöhnte sie sich jedoch an die amerikanische Kultur: "Ich mag Hamburgers, Hot Dogs und die verpackten Frühstücksflocken", sagte sie über diese Zeit.
Schlüsselerlebnis1965 übernahm sie eine Professur an der Universität Chicago. Ein Schlüsselerlebnis für sie war eine von ihr gehaltene Vorlesung über Sterberiten in den verschiedenen Kulturen. Zum Abschluss ihres Vortrages holte sie eine 16-jährige Patientin vor das Auditorium. Das an Leukämie leidende Mädchen sprach mit bewegender Offenheit über ihren nahenden Tod. Derartige Begegnungen mit Sterbenden wurden zum Lebensthema von Kübler-Ross.
Vielen sind vermutlich die fünf Phasen des Sterbens nach Elisabeth Kübler-Ross geläufig. In der ersten Phase "Denial" (Nicht-Wahrhaben-Wollen und Isolation) will der/die Betroffene die Diagnose der tödlichen Erkrankung nicht wahrhaben. Die eigene Sterblichkeit liegt außerhalb der eigenen Vorstellungskraft und wird verdrängt. In der "Anger"-Phase (Zorn) hadert man mit dem eigenen Schicksal und hegt einen gewissen Zorn denjenigen gegenüber, die weiterleben dürfen. Phase drei betrifft das Verhandeln über den nahenden Tod ("Bargaining") - mit Ärzten, Pflegepersonal, dem Schicksal und mit Gott. Nicht selten kommt es in dieser Phase vor, dass plötzlich eine Kirche besucht wird. Die vierte Phase ist jene der Depression. Eine hoffnungslose innere Leere ergreift die Sterbenden kurz vor ihrem Tod - bis in der letzten Phase der "Acceptance" (Akzeptanz) die Betroffenen ihr Schicksal annehmen und darin einwilligen.
"Genießt das Leben mehr"In ihrem Bestseller "Interviews mit Sterbenden" ("On Death and Dying"), der 1969 erschien, machte sie ihr Wissen einem breiteren Publikum zugänglich. Nach unzähligen Gesprächen mit Sterbenden war Kübler-Ross der festen Überzeugung, dass es keinen Tod gibt. Der Tod stelle bloß einen Übergang in eine andere Frequenz dar und sei ein wunderbares Erlebnis.
In einem der letzten Fernsehinterviews, das sie 1998 dem Sender 3sat gab, spricht sie über ihre Erziehung. In der Schweiz sei sie von dem Grundsatz geprägt worden, erst dann ein wertvoller Mensch zu sein, wenn man viel arbeite. Dies sei jedoch der falsche Ansatz. Besser sei es, "halb zu arbeiten und halb zu tanzen". Der Appell der Psychiaterin lautet: "Genießt mehr das Leben, tanzt mehr, esst Schweizer Schokolade und arbeitet nicht nur."
Kübler-Ross legte Grundstein für HospizbewegungDie mit 23 Ehrendoktortiteln wohl akademisch am meisten ausgezeichnete Frau der Welt bezeichnet als ihre wichtigste Leistung, dass sie den Tod und das Sterben "aus der Toilette herausgeholt" habe. Die Beobachtungen von Kübler-Ross gelten als Grundstein der Palliativmedizin und der Hospizbewegung.
Auch filmisch ist ihr Leben festgehalten worden: 2003 erschien der Dokumentarfilm "Dem Tod ins Gesicht sehen" unter der Regie von Stefan Haupt.
Kübler-Ross ist 2004 in Scottsdale in Arizona gestorben. Sie hat immer wieder betont, ihren eigenen Tod kaum erwarten zu können.
Den Nachlass von Elisabeth Kübler-Ross verwaltet die Elisabeth Kübler-Ross Foundation. Diese Foundation ist eine ehrenamtliche Organisation, die im Sinne von Kübler-Ross an verschiedensten Initiativen teilnimmt. Dafür in Frage kommende Initiativen sind zum Beispiel solche, die auf die Wünsche der sterbenden Patienten eingehen und ihnen das Recht auf menschenwürdige und emphatische Betreuung zugestehen.