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Höhlenforscher Westhauser geht es erstaunlich gut

Schon einen Tag nach seiner Rettung meldet sich Höhlenforscher Johann Westhauser per Video vom Klinikbett aus. Er dankt seinen Helfern. Ein gutes Zeichen für die Ärzte: Er wusste, dass Fußball-WM ist.

Johann Westhauser muss sich konzentrieren, und man muss genau zuhören. "Ich hab mit der Sprache bissel Probleme", sagt er in dem YouTube-Video. Aber die Botschaft ist klar: "Ich möchte mich ganz herzlich bei den Kameraden bedanken, die bei der Rettung mitbeteiligt waren. Es war doch eine sehr große Aktion." Neben ihm flimmern Monitore, Schläuche hängen herum - der schwerverletzte Höhlenforscher meldet sich am Tag nach seiner Rettung aus der Riesending-Höhle im Untersberg im blauen Klinikhemd aus der Intensivstation der Unfallklinik Murnau. Er dankt seinen Helfern. Seine Frau und sein Sohn waren schon da, nach fast zwei Wochen in der Höhle wirkt er gelöst.

Der Kopf funktioniert Es ist das glückliche Ende einer unglaublichen Rettung. "Ich denke, der Patient hat extrem viel Glück gehabt, mit diesen Verletzungen und unter diesen Umständen aus der Höhle gekommen zu sein", sagt der Ärztliche Direktor der Klinik Murnau, Volker Bühren. Ein gutes Zeichen für die Ärzte, als sie die ersten Male mit ihm sprachen: "Er wusste, dass Fußballweltmeisterschaft ist. Aber Fußball interessiert ihn nicht - die Ergebnisse wollte er nicht wissen." Das zeigt: Der Kopf funktioniert.

Tagelang haben Hunderte Helfer rund um die Uhr bis zur Erschöpfung gekämpft, um den schwer verletzten Höhlenforscher aus 1000 Metern Tiefe zu bergen. Sieben Ärzte waren unten, vier oben im Einsatz. Jetzt ist klar: Auch Westhausers guter gesundheitlicher Zustand ist ein mittleres Wunder. Ein Schädelbruch, vor allem aber ein schweres Schädel-Hirn-Trauma - zeitweise hing Westhausers Leben am seidenen Faden.

Eindrücke von der gesamten Rettung aus der Höhle finden Sie hier...

Als das Bangen begann Am Pfingstsonntag hatte ihn ein Stein aus 15 Metern Höhe in Deutschlands tiefster Höhle am Kopf getroffen. Westhauser wurde bewusstlos. Seine beiden Freunde bargen ihn, betteten ihn trocken und warm - soweit das bei vier Grad Kälte geht. Dann begann das Bangen. Erst einmal verschlechterte sich sein Zustand.

Er sei zeitweise so tief bewusstlos gewesen, dass er "nicht erweckbar" war, berichtete der Murnauer Arzt Matthias Vogel, der zum Einsatzteam gehörte. "Diese Phase des Nicht-Ansprechbar-Seins hat für 36 Stunden angehalten." Während die internationale Rettungsaktion auf Hochtouren lief, waren die Ärzte nicht sicher über den Ausgang. Dann sei Westhauser aufgewacht. "Das hat uns gezeigt, dass der Weg in die richtige Richtung führt", sagt Vogel.

Wie ein Salzburger Arzt den Einsatz erlebte, lesen Sie hier...Über Zeichen kommuniziert Zuerst kommunizierte er nur über Zeichen, Händedruck, später über aufgeschriebene Nachrichten. Das Sprachzentrum ist den Ärzten zufolge nicht geschädigt, aber der für die Motorik zuständige Bereich des Gehirns. Damit sei auch die Sprache betroffen.

Ruhig liegen, den Oberkörper hoch, kein Lärm, wenig Reize und eher kühle Temperatur - die Höhle bot hier die allerschlechtesten Bedingungen für die Kopfverletzung. Doch allein bis erste medizinische Hilfe mit Rettungssanitätern eintraf, vergingen 36 Stunden. Er habe Infusionen bekommen, sei anfangs über die Vene ernährt worden, später bekam er Astronautenkost. Die belastet den Verdauungstrakt am wenigsten. Erst der Arzt, der sich nach Tagen zu ihm vorkämpfen konnte, konnte Westhauser die starken Medikamente gegen die Schwellung im Gehirn verabreichen, die den Transport möglich machten. Mehr als 200 Retter in der Riesending-Höhle Von da an wäre er an der Oberfläche kaum anders behandelt worden. "Der einzige Unterschied: Auf der Intensivstation hätten wir ihn nicht herumgetragen", sagt Bühren. Sechs Tage hieven 202 Höhlenretter aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Kroatien Westhauser abwechselnd auf der Trage durch enge Felsspalten, senkrechte Schächte und verwinkelte Gänge. Er half schon mit, hängte Karabiner um, wenn der nächsten Seilabschnitt kam. Und er sah genau hin, ob die Knoten auch richtig waren.

Seine mentale Stärke habe eine große Rolle gespielt, sagt Klinikdirektor Bühren. "Es gibt ja Leute, die bei einer solchen Rettung in Panik geraten, aber er hat das gelassen weggesteckt." Er blieb ruhig - und Ruhe war genau das, was sein Körper brauchte.

Seine Gelassenheit wird ihm auch bei der Genesung helfen, ein paar Monate wird er brauchen. Jetzt bekommt er wieder ganz langsam normales Essen. "Suppe, leckeren Brei, Kartoffelpüree, so bauen wir das auf", sagt Bühren. Westhauser klage nicht - er sei nicht verwöhnt. "Er ist Höhlenforscher. Da nimmt man auch kein Wiener Schnitzel mit."

"Über Geld reden wir später"Wie viel die Aktion gekostet hat, darüber hüllen sich die Helfer in Schweigen. Einsatzleiter Klemens Reindl sagte lediglich: "Wir haben uns jetzt um die Rettung gekümmert - und über Geld reden wir später. Wir haben sicher nicht zu viel getan, aber wir haben auch nicht aus Kostengründen etwas unterlassen, was notwendig gewesen wäre." Es werde zwar "eine Rechnung geben". Aber damit müssten sich nun die jeweiligen Verwaltungen befassen.

Die Bergwacht würdigte die Leistung der Helfer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Kroatien. Zunächst hätten große Zweifel bestanden, ob es gelingen könne, den Verletzten zu bergen. Reindl sprach von einer "Mammutaufgabe".

Höhlenforscher Westhauser geht es erstaunlich gut
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