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Leonardo DiCaprio - Hollywoodstar und Umweltschützer

Der Leidenswestern "The Revenant - Der Rückkehrer" brachte ihn Leonardo DiCaprio endlich: Den lang ersehnten Oscar. Zerschunden und mit zerfetzter Kleidung - was für ein Gegensatz zu DiCaprios aalglattem Finanzjongleur, den er in "The Wolf of Wall Street" mimte. Dieser Film unter Regie von Martin Scorsese hatte ihm 2014 zwei Nominierungen als Hauptdarsteller und Produzent eingebracht.

Leonardo DiCaprio - Hollywoodstar und Umweltschützer
Leonardo DiCaprio - Hollywoodstar und Umweltschützer
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Leonardo DiCaprio - Hollywoodstar und Umweltschützer
Leonardo DiCaprio - Hollywoodstar und Umweltschützer
Leonardo DiCaprio - Hollywoodstar und Umweltschützer
Leonardo DiCaprio - Hollywoodstar und Umweltschützer

Doch am Ende triumphierte sein Kollege Matthew McConaughey, der in "Dallas Buyers Club" einen Aidskranken spielte. Und so wartete DiCaprio über 20 Jahren auf seinen ersten Oscar, den er bei der 88. Oscar-Gala endlich in Empfang nehmen durfte. Die erste der jetzt sechs Nominierungen hatte er als 19-Jähriger mit seiner Nebenrolle als geistig behinderter Bub in dem Familiendrama "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa" (1994) geholt. Die nächste Chance kam mit dem Scorsese-Film "Aviator" (2005), in dem DiCaprio als exzentrischer Millionär und Flugpionier Howard Hughes glänzte. 2007 überzeugte er die Oscar-Wähler als Diamanten-Schmuggler in dem Thriller "Blood Diamond", doch in der Oscar-Nacht war er immer der Verlierer.

Schon als Teenager wollte er Schauspieler werden. Kein einfaches Unterfangen für einen Buben früh geschiedener Eltern, der in ärmlichen Verhältnissen groß wird. Er verdanke es vor allem seiner Mutter, sagte Einzelkind Leo in einer rührenden Ansprache Mitte Februar bei der Vergabe der Bafta-Preise in London. "Ich bin in einer sehr rauen Nachbarschaft im Osten von Los Angeles aufgewachsen. Diese Frau hat mich drei Stunden am Tag zu einer anderen Schule gefahren, um mir eine andere Möglichkeit zu bieten", erklärte der Hollywood-Star und schickte noch ein "Ich liebe dich sehr" hinterher.

Die Mutter stammt aus Deutschland

Mutter Irmelin war in den 50er-Jahren aus ihrer Heimatstadt in Nordrhein-Westfalen in die USA gezogen. Die Ehe mit dem italienischstämmigen George DiCaprio ging schnell in die Brüche, doch beiden Eltern schreibt der Sohn seinen Erfolg zu. Mit 14 Jahren, als er Werbung für Matchbox-Autos und Kaugummis machte, habe sein Vater ihm einen Film mit Robert De Niro gezeigt und gesagt: "Sohn, schau dir das genau an, das ist großartiges Schauspielen." So erzählte es DiCaprio im November bei einer Preisverleihung des Schauspielverbands SAG.

Wenige Jahre danach drehte er tatsächlich mit De Niro einen seiner ersten Spielfilme. Der Star hatte das Nachwuchstalent aus einer Gruppe junger Anwärter für das Familiendrama "This Boy's Life" (1993) ausgewählt. Schließlich war es die Rolle des mittellosen, verliebten Jack Dawson auf der untergehenden "Titanic", die den Schauspieler 1997 selbst zum Star machte, gerade 23 Jahre alt.

Seither zeigt DiCaprio auf der Leinwand die ganze Bandbreite seines Könnens, von romantisch bis berechnend. Regisseur Clint Eastwood machte ihn in "J. Edgar" zu dem skrupellosen und gefürchteten FBI-Chef J. Edgar Hoover. In "Der große Gatsby" wird er mit pomadiger Haartolle und einem Killerlächeln zu dem neureichen Millionär Jay Gatsby. Fünfmal schon drehte er mit Scorsese, ihr nächster Film "The Devil in the White City" mit DiCaprio als Serienkiller ist bereits in Planung.

Er fährt Hybrid und nutzt Solarenergie

Seine Vorliebe für schöne Models bringt DiCaprio häufig in die Schlagzeilen, ebenso ist er als "grüner" Hollywood-Star bekannt. 1998 rief der engagierte Umweltschützer die "Leonardo DiCaprio Foundation" ins Leben, die mit anderen Verbänden vor allem in den Bereichen Erderwärmung, erneuerbare Energien, sauberes Trinkwasser und Schutz von Ökosystemen arbeitet. Als Produzent brachte er 2007 den Dokumentarfilm "The 11th Hour" über die Klimaerwärmung in die Kinos. Er lebt nach eigenen Angaben schon lange umweltbewusst, fährt Hybridautos und nutzt Solarenergie. Und auch seine Dankesrede beim Oscar-Abend nutzte er zu einem Appell, gegen den Klimawandel aktiv zu werden.

In seiner Rolle als Friedensbotschafter der Vereinten Nationen stand er 2014 beim UN-Klimagipfel auf der politischen Bühne. Der Klimawandel sei die "größte Herausforderung der Menschheit", sagte DiCaprio damals in New York. "Ich spreche nicht als Schauspieler, sondern als besorgter Bürger."

Auf der Golden-Globes-Bühne im Jänner nutzte er seine Dankesrede für einen Appell zur Erhaltung der Natur. Er wolle diesen Preis mit den Ureinwohnern Kanadas und allen indigenen Gruppen in der Welt teilen. Es sei an der Zeit, ihr Land vor der Ausbeutung zu schützen und diesen Planeten für die nächsten Generationen zu erhalten. "The Revenant" wurde hauptsächlich in der kanadischen Wildnis gedreht - und brachte DiCaprio nun den lange ersehnten Erfolg.

Geduldsprobe

Leonardo DiCaprio hat es also endlich geschafft. In punkto Wartezeit war der Schauspieler allerdings einem weiteren Gewinner deutlich unterlegen, hatte doch Filmkomponist Ennio Morricone bereits 1979 seine erste von insgesamt sechs Nominierung erhalten. Nun konnte aber auch der 87-Jährige triumphieren.

Viele Stars gingen hingegen ewig leer aus oder mussten zumindest ewig auf ihren Sieg warten, wie ein Blick in die Geschichte der Oscars zeigt:

LANGES WARTEN: Martin Scorsese (73) wurde lange auf die Geduldsprobe gestellt. Nach seiner ersten Oscar-Nominierung als Regisseur (1981, "Wie ein wilder Stier") war er noch sieben Mal nominiert (darunter auch als Autor), ehe er 2007 für den Mafia-Thriller "Departed - Unter Feinden" (mit Leonardo DiCaprio) seinen ersten Oscar in Empfang nehmen konnte. Al Pacino (75) schaffte es erst im achten Anlauf mit "Der Duft der Frauen" (1993) - 20 Jahre nach seiner ersten Nominierung für "Der Pate" (1973). Noch länger musste der US-Komponist Randy Newman (72) auf Gold warten. Erst seine 16. Nominierung (2002 für den Song "If I Didn't Have You" aus dem Film "Die Monster AG") brachte die erste Trophäe.

EWIGE VERLIERER: Sie zählen zu Hollywoods größten Stars, doch einen Oscar haben sie nie gewonnen. Fünfmal war Alfred Hitchcock (1899-1980) für einen Regie-Oscar nominiert und ging immer leer aus. Als Trostpflaster gab es 1968 einen Ehren-Oscar. Auch Orson Welles (1915-1985) hatte keinen Regie-Oscar, konnte sich aber mit einer Trophäe für das beste Drehbuch ("Citizen Kane, 1942) trösten. Genies wie Stanley Kubrick (1928-1999), Robert Altman (1925-2006) und George Lucas (71) holten trotz Mehrfach-Nominierungen nie den Regie-Preis. Der legendäre "Lawrence von Arabien"-Star Peter O'Toole (1932-2013) wurde achtmal nominiert, aber nie gewählt. Schauspielerin Glenn Close (68) konnte sechsmal hoffen und wurde bis jetzt immer enttäuscht. Den Rekord für die meisten Nominierungen ohne einen einzigen Gewinn hält der US-Tontechniker Kevin O'Connell (58). Seit 1982 wurde er 20 Mal nominiert, darunter für den Sound von "Top Gun" und "Spider-Man".

NIE NOMINIERT: Verstorbene Filmgrößen wie Edward G. Robinson ("Frau ohne Gewissen"), Peter Lorre ("Die Spur des Falken"), Alan Rickman ("Sinn und Sinnlichkeit") und Marilyn Monroe ("Manche mögen's heiß") waren nie für einen Oscar nominiert. Auch Donald Sutherland (80, "Wenn die Gondeln Trauer tragen"), Mia Farrow (71, "Der große Gatsby"), Richard Gere (66, "Ein Offizier und Gentleman") und Scarlett Johansson (31, "Lost in Translation") gingen bisher leer aus.

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