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R. Kelly stellte sich wegen Missbrauchsvorwürfen der Polizei

Der US-Sänger R. Kelly hat sich nach den neuen Anschuldigungen wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen der Polizei gestellt. Kelly, gegen den ein Haftbefehl vorlag, meldete sich am Freitagabend bei der Polizei in Chicago und wurde in Gewahrsam genommen, wie ein Polizeisprecher sagte. Für seine Freilassung wurde eine Kaution von einer Million Dollar (882.000 Euro) festgesetzt.

R. Kelly muss am 8. März erstmals vor Gericht erscheinen
R. Kelly muss am 8. März erstmals vor Gericht erscheinen

Um auf freien Fuß zu kommen, muss Kelly aber nur ein Zehntel der Kautionssumme hinterlegen, wie Richter John Fitzgerald Lyke Jr. am Samstag bei der Anhörung in Chicago entschied. Außerdem müsse der Sänger seinen Pass abgeben, wenn er aus der Haft frei kommen wolle. Der Richter untersagte Kelly überdies jeglichen Kontakt zu Minderjährigen sowie zu allen mutmaßlichen Opfern und Zeugen in dem Verfahren. Die Staatsanwaltschaft legte während der Anhörung dar, dass DNA-Tests von Sperma-Spuren Kelly belasteten.

Kelly wird von der Staatsanwaltschaft des schweren sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in zehn Fällen beschuldigt. Nach Angaben von Staatsanwältin Kim Foxx stammten die Fälle aus den Jahren 1998 bis 2010 und betreffen vier Opfer, darunter drei Minderjährige im Alter von 13 bis 16 Jahren.

Der 52-jährige Kelly sieht sich seit Jahrzehnten mit dem Vorwurf konfrontiert, minderjährige Frauen missbraucht zu haben. 1994 heiratete er die damals 15-jährige R&B-Sängerin Aaliyah, deren Debüt-Album "Age Ain't Nothing But a Number" er produzierte. Später wurde ihre Ehe annulliert. 2001 kam Aaliyah bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Ein Jahr später wurde gegen Kelly Anklage wegen Kinderpornografie erhoben, doch wurde er im Jahr 2008 freigesprochen. Er blieb allen Vorwürfen zum Trotz erfolgreich. Doch seit einem explosiven Dokumentarfilm im Jänner reißen die Enthüllungen nicht mehr ab. In der sechsstündigen Dokumentation des US-Senders "Lifetime" beschuldigten mehrere Frauen den Sänger, Sex mit Mädchen unter 16 Jahren gehabt zu haben.

Andere Zeugen versichern, der durch Hits wie "I Believe I Can Fly" bekannte Musiker habe Frauen wie Sexsklavinnen gehalten. Als Konsequenz kündigte das Plattenlabel RCA inzwischen die Zusammenarbeit mit Kelly auf.

Nach Angaben des Opfer-Anwalts Michael Avenatti werden die neu aufgekommenen Anschuldigungen durch ein aufgetauchtes Video untermauert, das den Sänger beim Sex mit einer Minderjährigen zeigen soll. Avenatti hatte bereits vor einigen Tagen mitgeteilt, das Video an die Ermittler in Kellys Wohnort Chicago übergeben zu haben.

Nun will der Anwalt im Besitz eines zweiten und bald auch eines dritten Videos sein. Avenatti will nach eigenen Angaben auch gegen das Umfeld des Sängers vorgehen, das über mehr als zwei Jahrzehnte geschwiegen habe, weil sie "die goldene Gans nicht schlachten wollten".

Der Sänger ließ alle Vorwürfe über seinen Anwalt Steve Greenberg zurückweisen. Nach Kellys Inhaftierung erklärte Greenberg, die Anschuldigungen beruhten auf alten und falschen Anschuldigungen. Greenberg sagte, der Musiker werde "rehabilitiert": "Ich glaube, die Frauen lügen alle". Bei einem Schuldspruch drohen Kelly pro Anklagepunkt zwischen drei und sieben Jahre Haft.

Bereits am Vortag hatten zwei andere Frauen dem Star vorgeworfen, sie in den 1990er-Jahren in Baltimore zu einer After-Show-Party eingeladen, sie mit Drogen und Alkohol vollgepumpt und anschließend in seinem Hotelzimmer zum Sex gedrängt zu haben. Eine der beiden Frauen, die nach eigenen Angaben ebenfalls noch Jugendliche waren, gab demnach dem Drängen nach.

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