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Zweifel an gemeinsamer Abschlusserklärung bei COP30

Zur Halbzeit der UNO-Klimakonferenz COP30 in Brasilien ringen die Teilnehmerstaaten um eine gemeinsame Linie für eine Abschlusserklärung. Bei Delegierten mehrten sich Zweifel, ob man zu einer substanziellen Einigung der 195 teilnehmenden Staaten kommen werde. "Wenn wir auf diesem Kurs bleiben, wird es ein sehr, sehr schwaches Ergebnis geben", sagte Andrew Wilson von der Internationalen Handelskammer. Begleitet wurde der Gipfel am Freitag von Protesten indigener Gruppen.

Indigene Akitivistinnen erzwangen Treffen mit André Corrêa do Lago
Indigene Akitivistinnen erzwangen Treffen mit André Corrêa do Lago

Um einen Streit über die Tagesordnung zu verhindern, hatte Gipfel-Präsident Correa do Lago zu Beginn strittige Themen wie Klimaschutzfinanzierung und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen zunächst ausklammern lassen. Dieser Ansatz nährte bei einigen Beobachtern die Sorge, dass es keinen echten Fortschritt beim globalen Klimaschutz geben werde. Einige Länder, darunter Gastgeber Brasilien, drängen auf eine starke Erklärung, um das auf der Vorgängerkonferenz COP28 gegebene Versprechen einer Abkehr von fossilen Brennstoffen voranzutreiben. Es ist jedoch unklar, ob der zweiwöchige Gipfel dies bis zu seinem geplanten Ende am 21. November liefern wird.

Indigene Gruppen mit Sitzblockade erfolgreich

Die indigenen Gruppen erzwangen nach einer Sitzblockade ein Treffen mit Correa do Lago. "Wir sind diejenigen, die das Klima schützen, und der Amazonas darf nicht weiter zerstört werden, um große Unternehmen zu bereichern", hieß es in einer Erklärung. Ihr Gebiet im Norden Brasiliens ist mit fast 24.000 Quadratkilometern etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern.

Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hatte die indigenen Gemeinschaften als Schlüsselakteure bei den diesjährigen Verhandlungen bezeichnet. Diese forderten ihn nun zum Handeln auf: "Präsident Lula, wir sind hier vor der COP, weil wir wollen, dass Sie uns zuhören. Wir weigern uns, für die Agrarindustrie geopfert zu werden."

Vor dem Einlass in die Zeltstadt in Belém hatten sich bewaffnete und teilweise maskierte Polizisten in Schutzausrüstung postiert, um die Aktivistinnen und Aktivisten abzuwehren. Um die Situation zu entschärfen, kam der Präsident des Klimagipfels COP30, André Corrêa do Lago, zu den Protestierenden vor das verschlossene Tor und bewegte sie dazu, sich mit ihm zu einem Gespräch zurückzuziehen.

Hunderte Delegierte, Journalisten und Beobachter mussten längere Zeit in einer riesigen Menschentraube auf Einlass warten und kamen verspätet auf das Gelände. Bei der Weltklimakonferenz in der Millionenstadt im Amazonasgebiet sind auch Tausende indigene Aktivisten vertreten. Sie setzen sich gegen die Zerstörung ihrer angestammten Heimat ein, etwa durch die Abholzung des Regenwalds.

Auch in zahlreichen deutschen Städten gingen Hunderte Demonstranten auf die Straße. In Hamburg beteiligten sich nach übereinstimmenden Angaben von Fridays for Future und Polizei etwa 1.000 Menschen. In Berlin versammelten sich nach Polizeiangaben mindestens 450 Demonstranten vor dem Brandenburger Tor. Die Bewegung Fridays for Future kritisiert, die deutsche Regierung gehe beim internationalen Klimaschutz nicht entschlossen genug vor und unterstütze weiterhin fossile Energien.

Es war nicht die erste Protestaktion

Bereits am Dienstagabend hatten Dutzende indigene Aktivisten die gesicherte Zeltstadt der UN-Klimakonferenz gestürmt. Sie brachen gewaltsam Türen auf und lieferten sich ein Gerangel mit Sicherheitskräften.

Am Hafen von Belém machten am Morgen parallel einige Dutzend Aktivisten - unter anderem von Fridays for Future Deutschland und Brasilien - mit Sprechchören und Plakaten auf sich aufmerksam. "Klimakrise eskaliert - Merz ignoriert", war auf einem davon zu lesen. Zwei Teilnehmer von den Philippinen berichteten zudem, wie stark erst kürzlich wieder ein Taifun ihr Land getroffen hat. "Wir wollen Klimagerechtigkeit - und zwar jetzt", rief die Gruppe.

(Quelle: APA/Reuters/dpa)