Jeder kennt sie, die bunten, kegelförmigen Papiertüten, die randvoll sind mit süßen Köstlichkeiten, Bastelzeug, Stiften, Radiergummis und manchmal auch kleinen Spielsachen. Auch heuer werden viele Mädchen und Buben so eine an ihrem ersten Schultag vor sich hertragen.
Früher wurden die Schultüten auch "Zuckertüten" genannt. Ein passender Name - sie sollten ja den Kindern den Schulstart versüßen. In alten Aufzeichnungen wurde bereits vor 240 Jahren so eine Zuckertüte erwähnt. Mit der Zeit hat sich dieser Brauch bei uns etabliert.
Eine alte Legende erzählt vom Zuckertütenbaum, der in jeder Schule stehen soll. Ja und die Früchte dieses Baums sind die Schultüten. Wenn die so lange gewachsen sind, dass sie bis auf den Boden reichen, dann eben sind die Kinder auch reif für die Schule.
Der Autor Erich Kästner hat viele Kinderbücher geschrieben. In seinen Erinnerungen an den eigenen ersten Schultag (1906 in Dresden, Deutschland) schreibt er über seine "Zuckertüte mit der seidnen Schleife". Und die Geschichte dazu geht so: Als der kleine Erich seine Tüte einer Nachbarin zeigen wollte, ist sie ihm hinuntergefallen. Alles ist auf den Boden gepurzelt. In seinen Aufzeichnungen steht dazu, dass er "bis an die Knöchel in Bonbons, Pralinen, Datteln, Osterhasen, Feigen, Apfelsinen, Törtchen, Waffeln und goldenen Maikäfern" stand. Na, die war aber ordentlich gefüllt, die Schultüte von Erich Kästner.
Romy und Valentin kommen heuer auch in die 1. Klasse und freuen sich schon riesig auf das bevorstehende Abenteuer. Natürlich darf auch bei ihrem ersten Schultag die Schultüte nicht fehlen. Romy hat sich eine rosarote Schultüte ausgesucht, mit Barbies drauf. "Weil ich so gern mit diesen Puppen spiele", verrät sie. Reinschauen, das kann man in die Tüte nicht. Die ist ja oben zu. Also wird es eine Überraschung, was drin ist. Und Romy mag Überraschungen. Bei ihrem großen Bruder Jakob waren damals seine Lieblingssüßigkeiten drin. Aber auch eine ABC-Lernkette, ein Lineal, der erste Stundenplan und Buntstifte. Das wäre für Romy natürlich auch okay. Kann man ja alles gut gebrauchen in der ersten Klasse.
Ihr Freund Valentin hat eine Tüte gewählt mit einem gefährlich aussehenden Dino Rex drauf. "Cool wäre, wenn ein Monstertruck drin wäre. Aber der passt da natürlich nicht ganz hinein", sagt Valentin. Also dann: Honigkekse wären spitze. Stifte sind auch gut, aber das Beste wären "ganz viele Fruchtgummis".
Mittlerweile gibt es die Schultüten ja in allen möglichen Formen und Größen. Sogar in Gestalt eines Drachen oder eines Einhorns. Manche der Tüten spielen sogar Musik oder leuchten und blinken wie wild. Es wird immer spektakulärer. Wer weiß, vielleicht müssen Kinder in Zukunft die Tüten gar nicht mehr tragen, weil sie wie eine Drohne hinter ihnen herfliegen. Aber das ist eine andere Geschichte …