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ORF-Chefredakteur Schrom tritt zurück: "Chats werfen ein falsches Bild auf mich und die Redaktion"

Nach Chats mit Heinz-Christian Strache geht der Chefredakteur mit sofortiger Wirkung. Auf SN-Anfrage nimmt Matthias Schrom erstmals zu seiner Entscheidung Stellung.

Der ORF-TV-News-Chefredakteur legt seine Funktion zurück
Der ORF-TV-News-Chefredakteur legt seine Funktion zurück

ORF-TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom tritt infolge der Chataffäre mit sofortiger Wirkung zurück. Ein entsprechendes Angebot hat ORF-Generaldirektor Roland Weißmann am Mittwoch angenommen. Bis auf Weiteres übernimmt Eva Karabeg die Redaktionsleitung. Sie ersetzt Schrom bereits seit Montag, als dieser angekündigt hatte, auf Urlaub zu gehen.

Schrom wurden Chats aus dem Jahr 2019 zum Verhängnis

Schrom wurden publik gewordene Chats aus dem Jahr 2019 mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zum Verhängnis. Er tauschte sich damals als ORF-2-Chefredakteur über die inhaltliche Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und FPÖ-Personalwünsche aus. Mit dem Rückzug kommt Schrom wohl einem Misstrauensvotum der Redaktion zuvor. Denn für Donnerstag ist eine Redaktionsversammlung geplant, in der auch eine Vertrauensabstimmung diskutiert werden sollte.

"Viele Kolleginnen und Kollegen sind fuchsteufelswild, weil sie hier in eine Sache hineingezogen werden, mit der sie absolut nichts zu tun haben", betonte der Vorsitzende des ORF-Redakteursrats, Dieter Bornemann. Die Entscheidung Schroms nehme man nun "mit Respekt zur Kenntnis", ergänzte er. Die geplante Redaktionsversammlung finde dennoch statt. Auf eine Vertrauensabstimmung über Schrom verzichte man aber, sagte Bornemann. Er gehe davon aus, dass der Job als ORF-TV-News-Chefredakteur ausgeschrieben wird und eine Abstimmung über Schroms Nachfolger stattfindet.

Weißmann zollt Schrom Respekt

"Auch wenn die bisherige Amtsführung von Matthias Schrom untadelig und die ORF-TV-Information in den vergangenen vier Jahren bei Millionen Menschen in Österreich sehr erfolgreich war, sind es gerade das große Vertrauen in unsere Berichterstattung und die kompromisslose Glaubwürdigkeit unserer Journalistinnen und Journalisten, die einen Schritt wie diesen unausweichlich erscheinen lassen", hielt ORF-Chef Weißmann zum Rücktritt Schroms fest. Er zolle ihm Respekt für seine Entscheidung, weil er damit beweise, dass ihm das Interesse der Redaktion wichtiger sei als seine Funktion.

Schrom selbst begründete seinen Rückzug auf SN-Anfrage wie folgt: "Die öffentliche Diskussion über die bekannten Chats hat für große Unruhe gesorgt und wirft ein falsches Bild auf mich und die großartige Arbeit der ORF-Redaktion." Um diese unabhängige Arbeit weiter zu garantieren, habe er Weißmann gebeten, ihn von seiner Funktion zu entbinden. Schrom: "Dieser Schritt tut mir persönlich weh, aber ich muss ihn setzen, um die Unabhängigkeit der Berichterstattung weiter sicherzustellen." Und: Es sei ihm eine Ehre gewesen, diese Redaktion über vier Jahre geleitet zu haben.