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ORF-Publikumsrat zu Armin Wolf: "Eine brutale Mimose"

Ein SN-Interview löste eine emotional geführte Diskussion auf Ö1 aus. Im Mittelpunkt: ORF-Publikumsrat Peter Vitouch und "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf.

Armin Wolf debattierte mit . . .
. . . Peter Vitouch.

Ö1 betitelte die Sendung als "Debatte über Möglichkeiten und Grenzen des guten Journalismus". In Wirklichkeit war es eine Konfrontation zwischen "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf und dem Medienpsychologen Peter Vitouch, der parallel dem ORF-Publikumsrat als stellvertretender Vorsitzender vorsteht. In "Punkt eins" diskutierten am heutigen Freitag Wolf und Vitouch über jene Vorwürfe, die der Medienwissenschafter in der Mittwochsausgabe der "Salzburger Nachrichten" nach außen getragen hatte . Vitouch warf dem ORF-Journalisten etwa "destruktiven Journalismus" vor. Die Vorwürfe wiederholte Vitouch auch in der Ö1-Sendung: Wolf würde seinen Interviewpartnern "zuerst ans Bein kicken", bevor er eine Frage nachschicke, die darauf abziele, was der Gegenüber "nicht geleistet oder falsch gemacht hat". Wolf vermittle seit mehr als einem Jahrzehnt, dass Politiker unter "Generalverdacht" stehen würden und schlechte Menschen seien. Dies werde auch durch seine Stimmlage und seine Körpersprache transportiert. Und Vitouch holte noch weiter aus: Man könne nicht gleichzeitig politische Satire wie Jan Böhmermann machen und Anchorman der "ZiB" sein. Der ORF-Publikumsrat will dies jedoch nicht als Pauschalrüge von kritischem Journalismus verstanden wissen.

Wolf wehrt sich: "Kritik ist infam"

Armin Wolf wehrte sich neuerlich gegen die Vorwürfe: Die Behauptungen seien "infam" und faktisch wohl nicht belegbar. Für Wahlreden der Politiker brauche es die "ZiB" nicht, dafür gebe es die Facebook-Seiten der Parteien. Deshalb müsse er unterbrechen, nachfragen, nachhaken. "Ich führe Gespräche nicht für mich, sondern ich sehe mich als Stellvertreter der Zuschauer", sagte Wolf.

Diese Reaktionen waren Vitouch wiederum zu heftig: "Seit Jahren führen Sie Politiker vor. Und wenn man Sie dann einmal kritisiert, dann fahren Sie aus der Haut und sind dünnhäutig wie eine brutale Mimose." Nicht jede Kritik sei berechtigt, erwiderte Wolf. Parallel zeigte sich der Anchorman auch durchaus selbstkritisch. Keines seiner Interviews sei bislang perfekt gewesen. "Fast jedes Interview, das ich gemacht habe, würde ich in Teilen anders machen", ergänzte Wolf.

Und zumindest einen klaren Konsens gab es dann doch: Peter Vitouch bat Armin Wolf an, seine Interviews mit einem studentischen Team inhaltlich zu analysieren. "Das würde ich spannend finden", antwortete Wolf.

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